Heerdt Inneneinrichtung und Raumausstattung - Gelungener Umbau 2018
Heerdt Inneneinrichtung und Raumausstattung, Wesseling
Eine neue Filiale nahe der Kölner Innenstadt
Raumausstattermeister Peter Heerdt hat den Schritt gewagt, in der Kölner Innenstadt eine angemietete Immobilie als Filiale umzubauen. Hier zeigt er auf 700 m² sein Konzept zur ganzheitlichen Raumgestaltung mit exklusiven Produkten. Den Mut, mit einer großen Filiale in die Stadt zu gehen, belohnt die Jury mit dem Heimtex-Star für gelungen Umbau.
Es hat lange gedauert, das richtige Objekt für eine Filiale nahe der Kölner Innenstadt zu finden“, erzählt Peter Heerdt. Denn der Raumausstattermeister hatte klare Vorstellungen: Die Immobilie sollte neben der guten Lage ausreichend Platz für eine Ausstellung mit unterschiedlichen Wohnsituationen bieten, zudem von Tageslicht durchflutet sein und trotz der hohen Miet- und Immobilienpreise auch noch bezahlbar bleiben. Am Bonner Wall wurde er fündig. Die Straße ist zur City hin auch mit U-Bahn und Bus gut angebundenen. Autofahrer nutzen sie gern als Abkürzung auf dem Weg in die Innenstadt. „Die meisten Kunden kommen hier gezielt mit dem Auto her – und wir haben für sie ,VIP-Parkplätze’ vor der Haustür“, sagt Heerdt mit Augenzwinkern.
Einziges Manko: Der Besitzer wollte nur vermieten, nicht verkaufen. Dennoch investierte Heerdt 300.000 EUR in das Objekt. Zunächst wurde es grundsaniert und vom Ballast an störendem Mauerwerk und Deckenaufbauten befreit. Erst dann konnten daraus nach eigenen Vorstellungen zwei lichtdurchflutete Loft-Etagen entstehen. Mit reichlich Eigenleistung verputzte er Wände neu, verlegte moderne Böden, erstellte ein Beleuchtungskonzept und baute eine große Außenterrasse für die Outdoor-Ausstellung.
Mehr Service als der Kunde gewohnt ist
Brigitte Scholz (r.), die Schwester von Peter Heerdt, leitet die Kölner Filiale. Die Interiordesignerin Birgit Puhl berät dort die Kunden.
Für Peter Heerdt, der mit Leidenschaft in seinem Beruf steht, ging mit der Eröffnung der Filiale 2016 ein Herzenswunsch in Erfüllung. Ihm ist klar, dass sich ein Raumausstatter heute ganzheitlich als Einrichter aufstellen muss, um im sich verändernden Markt eine Chance zu haben. Den soliden Handwerksbetrieb in Wesseling, den er von seinen Eltern vor 20 Jahren übernommen hatte, hat er in diese Richtung weiterentwickelt. Im Stammhaus, 15 km von Köln entfernt, hat er sich mit seinem ganzheitlichen Konzept – Heerdt Einrichtungsweisend – und großer Interieur-Ausstellung bereits erfolgreich neu positioniert. Das Einkaufserlebnis des Kunden und die Begeisterung in der Beratung spielen für ihn eine wesentliche Rolle. Mit der Filiale in Köln will er nun den Kundenstamm vergrößern und neue Kundschaft erreichen, die auch sehr hochwertig kauft. Denn den Luxusanteil in der Raumausstattung, der ihn auch zu seinem Beruf beflügelt hat, will er nicht aufgeben.
Mit dem Anspruch plante er auch die Ausstellung auf 700 m². Exklusive Möbel namhafter Hersteller aus Italien oder IP-Design von Bielefelder Werkstätten – alles in Wohnsituationen inszeniert – schaffen eine private Atmosphäre bei der Beratung. Für die Raumgestaltung mit Wohnstoffen stehen hochwertige Muster auch von luxuriösen Labels wie Ralph Lauren zur Verfügung. Teppiche und Bodenbeläge, Tapeten, Sonnenschutz, Outdoor und Wohnaccessoires sowie Beleuchtung runden das Sortiment ab.
„Trotz Luxussegment müssen wir uns in der Summe auf die neue Mitte konzentrieren“, sagt Peter Heerdt realistisch. Dabei denkt er an Menschen, die tagelang in Möbelhäusern unterwegs waren und keine oder eine schlechte Beratung bekommen haben. Nach seiner Auffassung braucht eine intensive Beratung mit persönlichem Kontakt Zeit, die sich aber über das Produkt rechnen muss. Eine Bemusterung in den Räumlichkeiten des Kunden ist für ihn selbstverständlich, denn erst mit den realen Licht- und Raumverhältnissen kann eine Entscheidung zur Farb- oder Raumwirkung sicher getroffen werden. Auf Wunsch erhält der Kunde auch Architekturzeichnungen, Collagen sowie Beleuchtungspläne. „Wir bieten einfach mehr Service als der Kunde gewohnt ist“, zieht Heerdt sein Fazit.
Sorge um den Nachwuchs im Handwerk
Heerdt – Einrichtungsweisend ist das Konzept zur Ausstellung in Wohnsituationen mit hochwertigem Interieur.
Sowohl der Chef als auch sein 24-köpfiges Team nehmen regelmäßig an Fortbildungen und Schulungen teil. Darunter sind Verkaufsschulungen zur Gesprächsführung mit Tiefgang und Emotionalität. „Kunden verlangen ein hohes Maß an Individualität, dabei müssen wir sie individuell führen können“, betont Heerdt. Zur Auftragsabwicklung gehören für ihn daher Zwischenmeldungen zum Status in der Fertigung, schon um keine Zweifel an der vereinbarten Lieferzeit aufkommen zu lassen. Denn er weiß, dass Termintreue und perfekte Handwerksqualität eine höhere Preisklasse rechtfertigen. Im eigenen Nähatelier, der Polsterei oder bei Montage und Verlegung arbeiten nur ausgebildete Fachkräfte.
Die zu finden, wird nicht leichter. Heerdt sieht ein Nachwuchsproblem bei Raumausstattern und Bodenlegern. Er bildet zwar selbst regelmäßig aus – aktuell zwei Raumausstatter –, doch nur wenige Gesellen bleiben im Handwerk, so seine Erfahrung. Oder sie ziehen um, wie die letzte Gesellin, die hervorragend für den Beruf geeignet war, jetzt aber bei ihrem Partner in München lebt. Besonders ärgerlich ist für Heerdt, wenn ihm die Industrie seine gut ausgebildeten Fachkräfte mit Dienstwagen und Fixum abwirbt.
Wachstum mit Qualität
Beim Blick nach vorne bezeichnet Peter Heerdt den Ausbau des Handels mit hochwertiger Einrichtung als sinnvoll. „Wir müssen für die Zukunft aus uns heraus wachsen“, so der Kaufmann. Er plant, seine Webseite um einen Onlineshop zu ergänzen. Allerdings nicht, um möglichst viele Pakete zu versenden, sondern als weiteres Schaufenster. Denn das Ziel ist letztlich, die Kunden ins stationäre Geschäft zu bringen, um mit dem vollen Leistungsspektrum zu punkten.
„Die Digitalisierung spielt in der Vermarktung künftig eine noch größere Rolle“, ist Heerdt überzeugt. Mit Webseite und Facebook ist er schon jetzt nahe am Kunden und informiert über Neuheiten und spezielle Angebote wie die Christine Kröncke Interieur Design Beratertage. Marketing ist für ihn wichtig und teilweise auch Hobby. Zu seinen regelmäßigen Events in den Geschäftsräumen lädt er ein ausgewähltes Publikum und Architekten. Beim Golf-Ladys Cup von Jab Anstoetz ist dann seine Schwester Brigitte Scholz als Leiterin der Filiale in Köln mit von der Partie.
„Wir sind ein Familienunternehmen und ich habe die Aussicht, dass es auch in Zukunft so bleibt“, verrät Peter Heerdt. Seine beiden Töchter interessieren sich für das Geschäft und die Einrichtungsbranche. Die 18-jährige Anna absolviert derzeit ein Praktikum bei einem Online-Möbelhändler.
Silvia Mändle
Gelungener Umbau des Jahres 2018