Ewald Hamburg GmbH - Gelungene Markenpolitik 2011
Ewald Hamburg, Hamburg
Gelungene Markenpolitik
„Eppendorf Lipstick“, „Hafencity Gletscher“, „St. Georg Velvet“ – drei Hamburger Stadtteile und drei Farbtöne aus der Kollektion „Hamburg’s Farbe“. In der hat Christian Hamburg, Inhaber des traditionsreichen Raumausstatterbetriebes Ewald Hamburg, 40 Farbtöne zusammengefasst, die teilweise schon seit Generationen für den speziellen Geschmack der Kundschaft aus der Hansestadt gemischt werden. Dazu passend gibt es Stoffe und Wandbeläge. Die erfolgreiche Markenstrategie war dem Südbund eine Nominierung Wert und überzeugte auch die Jury. Sie verlieh den Titel „Heimtex-Fachhändler des Jahres 2011“ in der Kategorie „Gelungene Markenpolitik“.
Marken sind im Verlauf der vergangenen zehn Jahre immer wichtiger im Verkauf geworden“, ist sich Christian Hamburg, Inhaber von „Ewald Hamburg“, sicher. „Vor einem Jahrzehnt haben die Kunden die Farbe nach dem Ton ausgesucht. Heute steht die Marke stärker im Vordergrund.“
Christian Hamburg hat aus den Farbtönungen, die schon sein Großvater als Maler an Hamburgs Wände gebracht hat, unter der eigenen Marke „Hamburg’s Farbe“ herausgebracht.
Wer aus dieser Erkenntnis schlussfolgert, dass die elegante Ausstellung des traditionsreichen Familienbetriebs in Altengamme in Hamburgs Osten eine Marke an die nächste reiht, der liegt falsch. Der Kunde sucht im vorderen Bereich der lichtdurchfluteten Räume vergeblich nach den „großen“ Herstellern. „Wir haben sie natürlich, die Top Labels“, versichert Hamburg. „Aber wir wollen nicht ein Hersteller-Laden sein, denn aus Erfahrung wissen wir, dass zu viele Marken störend wirken können“, betont der Maler- und Raumausstattermeister, der sich auch zum Betriebswirt des Handwerks hat ausbilden lassen.
In der unteren Ebene der Geschäftsräume finden sich dann auch Ständer bekannter Hersteller sowie ein separater Raum für Exklusiv-Marken. „Aber in erster Linie wollen wir mit unseren Arrangements den Kunden eine Atmosphäre vermitteln, die eine inspirierende Wirkung entfalten soll“, erklärt der 38-jährige Inhaber das Präsentationskonzept. Erst dahinter fänden die Waren und auch Markenprodukte ihren Platz. Ohne die Marken im Hintergrund funktioniere das Konzept allerdings auch nicht: Trotz allem brauche man Marken, die die Kunden kennen.
Eine Marke steht bei dem Raumausstatter und Handwerksbetrieb aber doch an exponierter Stelle: die eigene. Seit 2008 gibt es „Hamburg’s Farbe“, ein Spektrum aus insgesamt 40 Farbtönen. Darunter finden sich ein kräftiges Rot (Eppendorf Lipstick), ein Hauch von Weiß (Milchstraßen Puder), sattes Jenischpark Grün und das Othmarschen Sepia.
Die eigenen Arrangements sollen die Kunden inspirieren. Alle Top Labels und Hersteller sind vorhanden, bleiben aber im Hintergrund.
Etwa zwei Drittel der Farben gibt es schon seit Jahrzehnten. Sie wurden einfach immer wieder von der Kundschaft nachgefragt, irgendwann die Rezepte und Mischverhältnisse notiert. „Viele von ihnen rührten schon die Mitarbeiter meines Vaters und Großvaters an. Der Rest ist modische Zugabe“, erzählt Christian Hamburg.
Schon damals seien von Stadtviertel zu Stadtviertel farbliche Unterschiede zu Tage getreten. „Ein Blankeneser Grün hatte wenig zu tun mit einem Vierländer Grün“, weiß Hamburg. Das Otto Hamburg Grün, das beispielsweise sein Urgroßvater gemischt und an viele Haustüren im eigenen Viertel vermalt hat, wäre in Hamburgs Norden nicht angekommen. Wenn heute also ein Farbton den Namen eines Hamburger Stadtteils trägt, dann ist dieser mit großer Wahrscheinlichkeit in genau dieser Mischung in diesem Viertel das erste Mal an die Wand gebracht worden.
Diese Farbgeschichte ist der Ursprung von „Hamburg’s Farbe“. „Auf der anderen Seite hat es schon immer viele Markenfarben in Hamburg gegeben. Die kamen dann aber aus Frankreich, Belgien oder England“, sagt Christian Hamburg. Deren Farbtechnologie und Mischverhältnisse seien keine Zauberei. Aber sie passten nicht immer zum vergleichsweise dezenten und zurückhaltenden hanseatischen Geschmack, findet der Geschäftsführer. Und weil der große Teil der Kundschaft aus dem Hamburger und dem norddeutschen Raum stammt, habe man schließlich die eigene Marke entwickelt und vermarktet, basierend auf Qualitätsware von Brillux.
Weil Christian Hamburg und seine Mitarbeiter nicht nur Maler, sondern vor allem Raumausstatter sind, ist man noch einen Schritt weiter gegangen und hat – passend zu „Hamburg’s Farbe“ – die „Hamburg’s Edition“ entworfen, eine Auswahl an exklusiven Stoffen und Wandbelägen. Die Marke Hamburg wird außerdem komplettiert von eigenen Möbeln und Bodenbelägen, die zwar nicht direkt zur Edition gehören, aber exklusiv vertrieben werden.
Eine Marke zu entwickeln und sie im Markt zu etablieren, sei eine anspruchsvolle Aufgabe, findet Christian Hamburg und weiß, wovon er redet. Als Bezirkshandwerksmeister Hamburg-Ost hat er sich in dem Arbeitskreis engagiert, der die Kampagne des Zentralverbands des Deutschen Handwerks „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht von nebenan“ angeschoben hat. „Der äußere Auftritt des eigenen Unternehmens muss nicht nur einheitlich sein von der Visitenkarte bis zum Firmenauto. Er muss auch zu dem passen, was ich anbieten und verkaufen will. Alles muss korrespondieren und Wiedererkennungswert haben“, unterstreicht Hamburg und fügt mit einem Lachen hinzu: „Der erste Eindruck kommt kein zweites Mal“.
Gelungene Markenpolitik des Jahres 2011