Teppich Schmidt - Vorbildliche Ausbildung 2019
Teppich Schmidt, Meißen
Erfolgreiche Auszubildende begeistern die Kunden
Einen Tag im Jahr beraten bei Teppich Schmidt nur die Azubis. „Der Beratungserfolg und das positive Feedback der Kunden stärken das Selbstbewusstsein und spornen an“, weiß Inhaber Holger Schmidt. Eine beispielhafte Idee, die den Heimtex-Star 2019 für eine vorbildliche Ausbildung verdient hat.
Nachwuchskräfte zu gewinnen und erfolgreich als Mitarbeiter und auch Mitdenker im Unternehmen auszubilden, ist eine Herausforderung, die Teppich Schmidt in Meißen mit Bravour meistert. Inhaber Holger Schmidt will unter den Besten der Region seine Azubis und Fachkräfte auswählen können. Für ihn sind das Menschen, die sich mit Leidenschaft für den Beruf interessieren und engagieren.
Ihre Motivation müssen Azubis daher beim Probearbeiten beweisen. Andere Bewerber erhalten im Vorfeld einen ausführlichen Fragebogen, dem ein halbstündiges Telefoninterview folgt. Dabei filtert Schmidt aus, ob sie zum Unternehmen passen. In dem zwei- bis dreistündigen Vorstellungsgespräch geht es dann um Details. „Um Topleute zu gewinnen, bin aber auch ich gefordert“, sagt Schmidt und arbeitet kontinuierlich an seinem Image als Arbeitgeber. Mit seiner Frau Regina, die im Betrieb das Personalwesen verantwortet, ist er Mitglied in einem Unternehmerclub. „Der Austausch hilft, sich und sein Handeln zu reflektieren, aber auch Punkte neu zu sehen und Ideen zu entwickeln“, erklärt Schmidt.
Der Azubi-Tag – ein Gewinn für alle
Teppich Schmidt in Meißen gehört mit 4.000 m² Verkaufsfläche zu den größten Fachmärkten in Sachsen.
„Neue Mitarbeiter sehen den Betrieb oft mit anderen Augen und stellen Fragen, die zum Nachdenken anregen“, freut sich Schmidt, der vor drei Jahren eine eigene Marketingabteilung im Haus aufbaute. Ein professionelles Image auch in den Sozialen Medien ist ihm wichtig. In regelmäßigen Abständen arrangiert er Kreativrunden, in denen Punkte besprochen und Ideen entwickelt werden.
So entstand der Azubi-Tag, denn Teppich Schmidt sollte sich auf Ausbildungsmessen als Marke präsentieren mit Ausbildungsplätzen für Raumausstatter, Bodenleger, Mediengestalter, Handelsfachwirte, Fachlageristen, Büro-, Einzelhandels- und neuerdings auch E-Commerce-Kaufleute. Dabei wurde hinterfragt, ob das Unternehmen und die Webseite junge Menschen überhaupt ansprechen. Der Azubi-Tag, an dem kein Fachberater anwesend ist, wäre ein Alleinstellungsmerkmal. Schmidt war begeistert, denn die Organisation für diesen Tag stieß eine Reihe von weiteren Prozessen an.
Den Azubi-Tag haben die Nachwuchskräfte selbst organisiert und eigenständig in den Medien beworben. Kunden, die den Fachmarkt an diesem Tag besuchten, wurden mit einem Sekt überrascht und in den Abteilungen mit serviceorientierter Fragetechnik und Kompetenz von den Auszubildenden beraten.
Auf die Leistung seiner Azubis ist Schmidt sehr stolz: „Sie sind mit der neuen Verantwortung gewachsen und haben Potenzial bewiesen“. Eine Kundin entschied sich nach der Beratung für einen handgeknüpften Teppich im Wert von 1.000 EUR. Anderen wurde erst beim Verlassen des Geschäfts bewusst, dass „nur“ Auszubildende im Geschäft waren. „Dieser Tag hat allen Beteiligten gezeigt, wie wichtig sie für den Erfolg des Unternehmens sind“, zieht Roland Schemmel, Mediengestalter im dritten Lehrjahr, Bilanz für die Azubis.
2018 gab es bereits die zweite Auflage. Sieben Azubis haben ihre Ausbildungen inzwischen abgeschlossen, ein Bodenleger, drei Raumausstatter und eine Mediengestalterin sind aktuell noch in der Ausbildung. Insgesamt beschäftigt Schmidt 23 Mitarbeiter.
Fachmarkt, kein SB-Abholmarkt
Das positive Echo zum Azubi-Tag in der Presse bewirkte, dass Teppich Schmidt in der Region nicht nur als Ausbildungsbetrieb, sondern auch als Fachmarkt mit hoher Beratungskompetenz bekannt ist. Mit 4.000 m² Verkaufsfläche ist er einer der größten in Sachsen – Möbelhäuser ausgenommen. Bei ihm finden Kunden Bodenbeläge, Tapeten, Farben, Sonnenschutz, Heimtextilien, Accessoires sowie Kleinmöbel, Matratzen und Zubehör. Die Fachabteilungen sind als Beratungszentren optisch in der Fläche herausgearbeitet. Ein Teil der Ware ist auch auf Rollen und als Stoffballen zu sehen. „Die Produkte anfassen und sofort mitnehmen zu können, ist für unsere Kunden enorm wichtig“, erklärt Schmidt, der fast ausschließlich Privatleute bedient, darunter auch passionierte Heimwerker. So hängen hier Teppichböden und Bodenbeläge mit einem VK bis 80 EUR auf der Rolle.
Bodenbeläge sind der Umsatzschwerpunkt im Unternehmen mit Anteilen von 35 % Vinyl, 30 % Teppichboden, 20 % CV und Linoleum, 10 % Parkett und 5 % Laminat, einem bei Schmidt ungeliebten Produkt. „Der hohe textile Anteil mit einem VK von durchschnittlich 50 EUR/m² kommt durch unsere Aufklärungsarbeit in der Beratung und der Presse“, sagt der Inhaber und betont, erst in den letzten beiden Jahren habe Vinyl den Teppich überholt. Dabei handele es sich aber um Klebevinyl, das seine Fachkräfte dann zum großen Teil verlegen. In der Abteilung ist daher eine Auswahl an Musterböden verlegt. Bodenbelägen folgen im Umsatzranking abgepasste Teppiche, Gardinen und Beschattung sowie Betten, Tapete und Parkett.
Im Mittelpunkt der einzelnen Abteilungen stehen Beratungsinseln.
Kojen, die Azubis im ersten Lehrjahr gestalten, und das offene Nähatelier bilden das komplette Dienstleistungsangebot ab. Dazu zählen auch Wandbespannungen und Polstern. Handwerkstugenden wie Pünktlichkeit, einheitliche und saubere Arbeitskleidung sowie exzellente Manieren bezeichnet Holger Schmidt als essentiell. „Meine Leute betreten keine Wohnung ohne Schuhüberzieher“, versichert er. Kleine persönliche Aufmerksamkeiten wie ein Blumenstrauß zum Abschluss eines größeren Auftrages oder ein Glas Honig zu Weihnachten, das vom Bauleiter persönlich vorbeigebracht wird, sind Gesten, die sich in Empfehlungen niederschlagen. So kommen Kunden auch von außerhalb des 50 km Aktionsradius angereist. „Schweden oder Prag war bisher das weiteste“, freut sich Schmidt.
Investition in Mitarbeiter
Den Umsatzzuwachs seit 2013 und zuletzt mit 27 % im deutlich zweistelligen Bereich führt der Unternehmer auf seine kontinuierliche Investition in die Mitarbeiter und die mit ihnen gemeinsam erarbeitete Zielsetzung zurück. Schmidt fordert Weiterbildung und Eigenverantwortung. Jeder Mitarbeiter erhält zwei Fortbildungen im Jahr. „Mit der richtigen Begründung kann das auch ein Tenniskurs sein.“
Zwei Raumausstatter haben sich ein Seminar zum Verspannen von Teppichboden ausgesucht. Gut – denn Schmidt will mit der Vielfalt des Berufes auch Interesse fürs Handwerk wecken. Das Ergebnis konnte BTH Heimtex vor Ort miterleben. Schmidt hatte im Rahmen des Projekts zur Berufsorientierung „Betriebstage – Einstieg in die Berufswelt“ Besuch von einer 8. Klasse und stellte seine Ausbildungsberufe bei einem Rundgang im Haus vor. Die Vielfältigkeit im Beruf des Raumausstatters bewog eines der Mädchen, sich für ein Praktikum zu bewerben.
Mitarbeiterführung ist bei Schmidt komplex. Leistung muss sich lohnen, ist seine Maxime. Zum Grundgehalt gibt es leistungsbezogene Boni, auch bei Azubis. Zudem eine Gesundheitsvergütung, die monatlich anwächst, wenn ein Mitarbeiter nicht krank ist oder im Krankheitsfall Ersatz organisiert und die Zeit gesund nachholt. Selbst Azubis dürfen bis 250 EUR eigenverantwortlich für die Firma einkaufen. „Das kann auch mal schief gehen“, hat Schmidt schon erfahren, doch die Erziehung zur Reife ist ihm wichtiger. Quartalsbesprechungen dienen für alle als Kontrollinstrument. Hier bewerten sich Azubis und Mitarbeiter selbst und erhalten dann Feedback von den Kollegen. „Einmal im Jahr bin ich dran und habe so die Chance, etwas zu verbessern“, gibt Schmidt zu.
Mit den Söhnen Julian, der Raumausstatter geht demnächst zum Meisterkurs, und Stefan, der BWL studiert hat, ist eine Nachfolge im Familienunternehmen in Sicht. „Und das, obwohl ich nie Druck ausgeübt habe“, freut sich der Vater.
Silvia Mändle
Vorbildliche Ausbildung des Jahres 2019