Pichler Wohnen - Vorbildliches Stadtmarketing 2019
Pichler Wohnen, Moosburg
Mit Märchen im Schaufenster die Kunden verzaubern
Kunden mit märchenhafter Schaufenstergestaltung in der Vorweihnachtszeit nach Moosburg zu locken, war ein Idee von Erni Pichler. Daraus wurde eine erfolgreiche Aktion für die ganze (Einkaufs-)Stadt. Die Jury zeichnet dieses außergewöhnliche Projekt mit einem Heimtex-Star 2019 für vorbildliches Stadtmarketing aus.
Kunden muss man in der Vorweihnachtszeit schon etwas bieten, damit sie ihre Geschenke auch im eigenen Ort kaufen. Gerade wenn in naher Umgebung Städte mit einem besonderen Flair locken. Dieses Problem stellte sich auch Erni Pichler von Pichler Wohnen aus dem oberbayerischen Moosburg. Sie hatte die Idee, die Kleinstadt mit 19.000 Einwohnern in der Adventszeit in eine Märchenstadt zu verwandeln. „Märchen sind emotional und leise, jeder kennt und liebt sie“, sagt sie.
Mit einem exklusiven Sortiment an Wohnstoffen und exzellenter Verarbeitung hat sich Pichler einen Namen gemacht.
Da ein Schaufenster allein jedoch nichts bewirkt, suchte Pichler Verbündete unter den Geschäftsleuten, im Rathaus, in Schulen und bei Künstlern. Unter dem Motto „Zusammen können wir etwas bewegen“ entstand dann 2016 mit kleinem Budget eine Großaktion im Stadtmarketing.
Schon die Premiere ein Erfolg
Jedes Geschäft gestaltete sein Schaufenster nach einem Märchen. Aus Pichler Wohnen wurde „Der Ausstatter des Königs“. Unter dem Motto „Schlafen wie bei Königs“ machte es sich das Königspaar mit Krone und Krönchen in edlen Bettwaren und Felldecken im Schaufenster für vier Wochen gemütlich. Ein Friseurgeschäft hatte einen 7 m langen Zopf von „Rapzunzel“ am Fenster des Rathauses angebracht und der mutige Prinz kletterte daran empor, um sie zu retten. Der Optiker hieß nun „Sternengucker“. Das Schuhhaus warb mit „Der gestiefelte Kater“, die Schneiderei mit dem „Tapferen Schneiderlein“. Jeder fand ein zu ihm passendes Märchen, selbst das Lottogeschäft mit „Hans im Glück“.
Zudem fanden zahlreiche Events zum Thema Märchen statt. Bei einem Umzug durch die Stadt traten die Bühne Moosburg und die Ballettmädchen der Volkshochschule als Märchenfiguren in wertigen Kostümen auf. Die nahe Filmtier-Ranch belebte den Zug mit „Sieben Geißlein“. Erni Pichler hatte einige Kostüme sogar selbst entworfen. „Es sollte aber kein Faschingsumzug werden“, betont sie. Der Märchenzug wurde vom Bayerischen Fernsehen moderiert und endete am Rathaus, das nun zum lebendigen Adventskalender umfunktioniert war. In einzelnen Fenstern stellten die Händler in ihren Kostümen mit einer kurzen Rede ihre Geschäfte vor.
Bereits im ersten Jahr wurde die Aktion als Medienereignis durch Print, TV und Social Media zum Erfolg. So kamen nun deutlich mehr Leute auch aus dem Umland. Das Bewusstsein für Moosburg als Einkaufsstadt war geschaffen und zeigte auch danach noch Wirkung.
War beim ersten Mal nur wenig Zeit zur Vorbereitung, weil die Überzeugungsarbeit an manchen Stellen noch etwas länger gedauert hatte, wurde 2017 bereits langfristig geplant und alles noch ein Stück prächtiger. Pichler Wohnen präsentierte sich jetzt als „Prinzessin auf der Erbse“. „Im Umland war man sich einig: Auf nach Moosburg, das muss man gesehen haben“, berichtet Pichler.
Um auch einer sozialen Verantwortung gerecht zu werden, wurden diesmal Spenden gesammelt für die „Sternstunden“, die der Bayerische Rundfunk jährlich vor Weihnachten veranstaltet. Diese zweite Aktion des Stadtmarketings bekam nun auch eine Auszeichnung von der Staatsregierung. Doch viel wichtiger war das Gefühl der Gemeinschaft und der Stolz der Bürger auf ihre Stadt, sagt Pichler. Das Konkurrenzdenken ruhte in der Zeit.
Zum „Sternenfest“ 2018 fährt bei Pichler Wohnen der Rentierschlitten bei sternklarer Nacht durch das Schaufenster.
Für 2018 hat Erni Pichler dann sogar selbst ein Märchen geschrieben. Diesmal sollten die Gäste zum Sternenfest eingeladen werden. „Es muss ein Thema auch neu bespielt werden, sonst lässt das Interesse nach“, ist die Initiatorin überzeugt. Vom Himmel herab beleben dabei der Sandmann, der kleine Prinz, die Blitzfee, die Sternenkönigin und viele weitere Figuren das Stadtgeschehen. Pichler trägt in der Zeit das Symbol „Roter Christstern“ und kleidet sich in den Farben rot und grün, während es sich die Nachtfee im Schaufenster gemütlich macht. Das Kostüm für ihr Patenkind, die bei der großen Parade dann als Symbolfigur ihren großen Auftritt hat und die Firma Pichler repräsentiert, stammt natürlich auch von Erni Pichler.
Mit Qualität und Service gegen die Großfläche
Pichler Wohnen ist in Moosburg als Fachgeschäft seit 30 Jahren eine Institution. Das umfangreiche Produktsortiment im gehobenen Bereich ist auf niveauvolle Privatkundschaft ausgelegt, die aus einem Umkreis von etwa 50 km kommt. Das Geschäft zeigt auf 250 m² Wohnstoffe, Teppiche, Sonnenschutz, Tapeten, Bodenbeläge, Haustextilien und Bettwaren sowie Accessoires, auch fürs Bad. Eine Abteilung für Bilderrahmen und Spiegel ergänzt das Sortiment.
„Im Fachhandel macht es nur Sinn, sich mit Qualität und Service von der Großfläche im Wettbewerb abzuheben,“ sagt Inhaber Franz Pichler. Handwerksleistung, die immerhin 40 % des Umsatzes ausmacht, bietet er zwar mit externen, doch auf das Niveau von Pichler abgestimmten Handwerkern an.
Die Zukunft im Unternehmen ist mit Julia Pichler als dritter Generation in dem 1951 als Malergeschäft gegründeten Familienbetrieb gesichert. Aktuell treibt sie die Digitalisierung in der Firma voran. Eine neue Webseite und das Marketing über Internet und Social Media hat sie in die Hand genommen. Als Mitglied beim Südbund hätte sie hierbei zwar von der Kooperation profitieren können, doch sie legt Wert auf ein individuelles Erscheinungsbild. Während ihre Mutter Erni Pichler das Stadtmarketing mit Low-Budget-Aktionen ankurbelt, initiiert sie Aktionen wie ein Gewinnspiel auf Facebook, um Kunden auf das Geschäft aufmerksam zu machen. Mit nur 15 EUR für zwei Kinokarten erreichte sie damit letztlich 7.819 Personen.
Silvia Mändle
Vorbildliches Stadtmarketing des Jahres 2019