Raumstudio Pätzholz - Vorbildlicher Neubau 2020
Raumstudio Pätzholz, Rielasingen-Worblingen
„Nochmals etwas ganz Neues schaffen“
Statt das alte Firmengebäude zu renovieren, hat Michael Pätzholz lieber neu gebaut. Das Ergebnis ist eindrucksvoll: In den neuen Geschäftsräumen fühlen sich der Unternehmer, sein Team und auch die Kunden wohl – der Umsatz ist gestiegen, die Investition hat sich gelohnt. Für die Jury beim Heimtex-Star 2020 ist das neue Gebäude von Raumstudio Pätzholz ein „Vorbildlicher Neubau“.
Kurz vor Weihnachten sind wir auf der Betonplatte gestanden und ein Dreivierteljahr später wurde das Geschäft eröffnet“, freut sich Inhaber Michael Pätzholz über das hohe Tempo beim Neubau für das Raumstudio Pätzholz in Rielasingen-Worblingen. „Alles war fertig, auch die Außenanlagen“, betont der Raumausstattermeister und Obermeister der Raumausstatter-Innung Bodensee. Er hatte die einzelnen Schritte bis zum Eröffnungstermin im Oktober 2018 „genau durchgetaktet“. Denn parallel zur Neubautätigkeit und dem etappenweisen Umzug musste das Tagesgeschäft des Betriebs mit aktuell 15 Mitarbeitern weitergehen.
Das neue Geschäftshaus befindet sich im Ortsteil Rielasingen im jüngst entwickelten Gewerbegebiet Nord. Die Gemeinde mit 12.000 Einwohnern liegt südlich von Singen, unmittelbar an der Schweizer Grenze. Zuvor war Raumstudio Pätzholz im Zentrum der Kommune ansässig, etwa 500 m vom neuen Standort entfernt.
Knapp 1,6 Mio. EUR Investitionssumme
Das Raumstudio Pätzholz hat einen eindrucksvollen Neubau mit umlaufendem Laubengang im Gewerbegebiet Nord von Rielasingen errichtet. Die Verkaufsfläche umfasst 1.000 m².
„Mit dem Gebäude wollte ich nochmals etwas ganz Neues schaffen, das unseren Bedürfnissen perfekt entspricht“, sagt der 55-jährige Unternehmer, dessen Handschrift die repräsentative Architektur in Holzbauweise prägt. „Holz ist mein Element und Steckenpferd. Das war mir wichtig.“ Die Gesamtinvestitionskosten beziffert er auf knapp 1,6 Mio. EUR, inklusive einer ins obere Stockwerk integrierten Wohnung.
Der imposante, zweistöckige Komplex steht auf einem 1.600 m² großen Grundstück. Die Verkaufsfläche von insgesamt 1.000 m² verteilt sich auf zwei Ebenen. Im Erdgeschoss sind es rund 600 m² für die Präsentation von Bodenbelägen, dem Angebotsschwerpunkt. Hier ist ein Vollsortiment gelistet, das rund 70 % zum nicht näher genannten Umsatz beiträgt. In der oberen Etage werden die Produkte für die Fensterdekoration vorgestellt. Der innenliegende Sonnenschutz sowie eine gut sortierte Auswahl an Deko- und Gardinenstoffen mit über 1.000 Musterbügeln kommen jeweils auf 15 % Umsatzanteil. Tapeten und Wohnaccessoires dienen als Randartikel, die Polsterarbeiten wurden „ausgelagert“.
Das komplette Sortiment ist mittel- bis hochwertig positioniert und auf jede Geschmacksrichtung ausgerichtet. Die Hälfte des Umsatzes werde mit Aufträgen aus dem Objektbereich erwirtschaftet.
Klare Strukturen
Beim Betreten der offen gestalteten Ladenräume sieht der Besucher zuerst eine Vielfalt an Parkett, ausgemustert in zahlreichen Holzarten. Zugleich rückt die Treppe ins Blickfeld, die hinauf in die Heimtextilien-Abteilung führt. Wird der Rundgang im Parterre fortgesetzt, geht es an Parkettstudios namhafter Hersteller vorbei – „zu 90 % aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“ –, dann folgt ein Schauraum für textile Beläge, anschließend Kork, Linoleum sowie sämtliche Kunststoffbeläge – alles gekonnt strukturiert.
Ein völlig neues Feld hat sich das Fachgeschäft mit Wandverkleidungen aus Holz erschlossen, sozusagen Parkett in der Vertikalen. Auch Bilder aus Holz oder großflächig verlegte Bodenbelagsmuster in der Ausstellung geben einen Eindruck unterschiedlicher Gestaltungsmöglichkeiten. Beratungsinseln an den einzelnen Stationen sowie viel Tageslicht, das durch die ausgedehnte Schaufensterfront hereinfällt, bieten einen passenden Rahmen für Bemusterungen. Entspannte Gespräche können im Besprechungszimmer geführt werden, das dank Akustikdecke und dem aromatische Duft von Zirbenholz beim Kunden für einen „ruhigen Puls“ sorgt.
Neubau statt Renovierung
In der oberen Etage werden innenliegende Sonnenschutzprodukte sowie Deko- und Gardinenstoffe in großer Auswahl vorgestellt.
Das frühere Ladengeschäft der Inhaberfamilie in einem ehemaligen Kino im Ortskern von Rielasingen sei in die Jahre gekommen, erzählt Michael Pätzholz. Die ungedämmten Wände hätten enorme Energiekosten verursacht. Der Aufwand für eine Renovierung erschien ihm zu hoch. Im Jahr 1992 hatte sein Vater in dem Lichtspielhaus einen angestammten Raumausstatterbetrieb übernommen; zuvor führte er in Konstanz einen reinen Teppichhandel.
Pätzholz junior absolvierte Mitte der 1990er Jahre die Meisterprüfung und erlangte in der Branche Bekanntheit als deutscher Meister für die Intarsienverlegung in Linoleumböden, dem später ein vierter Platz bei der Weltmeisterschaft folgte. Die väterliche Nachfolge trat er 2002 an und erwarb zeitgleich die Immobilie. Später wurde das Kinogebäude wieder verkauft und der Erlös in den Neubau gesteckt. Sein Geschäft, das er als Einzelunternehmen führt, sollte einen passenden Rahmen als Top-Betrieb bekommen, um auch weiterhin erfolgreich wachsen können.
Das Baukonzept für das neue Raumstudio wurde gemeinsam mit dem befreundeten Architekten Hanfried Oertel aus Konstanz geplant. „Er kennt meine Wünsche. Ich lege sehr viel Wert auf kleine Details und Perfektion“, erklärt der Raumausstattermeister und weiß sich bestätigt. „Wir fühlen uns unglaublich wohl hier drinnen.“
Realisiert wurde das Haus in Holzständerbauweise mit einem umlaufenden Laubengang. Der Grundgedanke: die Schaufensterfront muss überdacht sein, damit die Kunden auch an Regentagen trockenen Fußes die Auslagen anschauen können. Die puristische Architektur mit einer Außenverkleidung aus eingefärbten Hölzern von Fichte und Tanne ist durch die nachhaltigen Materialien auf der Höhe der Zeit.
Auch die Nachbarschaft stimmt
Michael Pätzholz engagiert sich als Mittelständler im Handels- und Gewerbeverein Rielasingen, wo er die Vorstandsposition innehat. Für den Neubau hat er fast ausschließlich mit ortsansässigen Handwerkern zusammengearbeitet, vom Aushub und dem Herstellen der Betonplatte bis zum Rohbau. Schwierig sei es im Vorfeld gewesen, „überhaupt jemanden zu finden, der das Objekt baut“. Durch eine glückliche Wendung konnte am neuen Standort ein direkter Grundstücksnachbar, ein Zimmerei- und Holzbaubetrieb, für die Ausführung gewonnen werden. Das Schöne sei, dass die beteiligten Gewerke „verzahnt“ gearbeitet hätten. „Wenn einer fertig war, wurde der nächste informiert“, lobt Pätzholz das Engagement und Zeitmanagement der ausführenden Betriebe.
Im neuen Gewerbegebiet Nord konnte das Raumstudio das letzte freie Grundstück ergattern. In der Ortsrandlage hat sich eine bunte Mischung aus Handwerksfirmen, Kfz-Betrieben, Agenturen wie auch Filialisten und Discountern angesiedelt.
Das Handelskonzept von Pätzholz ist nicht auf Laufkundschaft ausgerichtet. Privatkunden werden auf verschiedene Arten gewonnen, unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Generalbauunternehmen. Die Wohnungskäufer kommen zur Auswahl der Bodenbeläge ins Geschäft. „Unser Ziel ist, dass wir sie hier behalten“, der Unternehmer hofft auf Zusatzaufträge für Gardinen und innenliegenden Sonnenschutz.
Werbung über Radio, Print und Social Media
Insgesamt hat der Inneneinrichter 4.000 Kundenadressen in seiner Datei. Das Einzugsgebiet reicht auf der deutschen Seite etwa 50 km weit und in der direkt angrenzenden Schweiz gut 100 km bis nach Zürich. Zeitungsanzeigen und die Präsenz auf Social Media wie Facebook oder Instagram sollen Konsumenten ansprechen. Eine weitere Zielgruppe sind ältere Menschen, die man durch den Anschluss an die Organisation 60 Plus für altersgerechtes, barrierefreies Bauen erreicht. Vor allem aber seien es Empfehlungen, die Kunden in den Laden bringen.
Aktuell gibt es eine Kampagne mit Spots in zwei lokalen Radiosendern. Mit dem Firmenslogan „Raumstudio Pätzholz – ungewöhnlich wohnlich“ wird vor allem der wöchentliche Schausonntag beworben. Seit April ist das Raumstudio von 13 bis 17 Uhr für Interessierte geöffnet. Ferner gibt es Kundenveranstaltungen wie den Weihnachts- und Winterplausch und eine Gewerbeschau mit Tag der offenen Tür im April.
Denkt Michael Pätzholz an die „sensationelle Eröffnungsfeier“ seines Raumstudios zurück, dann „fehlen einem die Worte“, wie er sagt. Mehr als 400 Gäste sind der Einladung zur Einweihung des neuen Geschäftshauses gefolgt. Und wie ist die Bilanz nach mehr als einem Jahr Laufzeit ? Der Inhaber konstatiert eine „messbar höhere Kundenfrequenz“ sowie ein Umsatzplus, das er „zwischen 10 und 15 %“ ansiedelt.
Offen spricht der 55-Jährige an, dass es keine Nachfolgeregelung für den Betrieb gibt. Seine Kinder sind in anderen Arbeitsfeldern tätig. Dennoch wagte er den Kraftakt mit dem Neubau. „Ich lebe und liebe meinen Beruf und möchte deshalb die Fahne des Raumausstatters so hoch wie möglich halten.“ Entsprechend engagiert treibt er die Ausbildung von Fachkräften voran und beschäftigt selbst zwei bis drei Azubis. Auch als Obermeister der Raumausstatter-Innung Bodensee will er „seine ganze Energie einbringen, was unser Berufsbild angeht.“
Petra Lepp-Arnold
Vorbildlicher Neubau des Jahres 2020