Raum & Color – Krause & Helmholz OHG - Vorbildlicher Neubau 2020
Raum & Color – Krause & Helmholz, Werder (Havel)
Wohnlichkeit im Hallenbau
Seit 30 Jahren ist Raum & Color in und um Werder (Havel) als Handwerksbetrieb und Experte für gehobene Einrichtung eine Größe. Nun hat sich die Firma räumlich und inhaltlich neu positioniert, ist aus der Innenstadt in einen modernen Neubau am Ortsausgang gezogen. Hier bieten Karsten Krause und Torsten Helmholz ihren Kunden neben Beratung und handwerklicher Umsetzung jetzt auch die komplette Einrichtungsplanung bis zur Möblierung an. Dafür erhält Raum & Color den Heimtex-Star 2020 in der Kategorie „Vorbildlicher Neubau“.
Es ist nicht der erste Heimtex-Star für Raum & Color. 2011 erhielt das Unternehmen den Preis für den „Gelungenen Erlebniskauf“ in ihrem damaligen Geschäft im Zentrum von Werder. Nun werden Malermeister Karsten Krause und Raumausstatter Torsten Helmholz erneut ausgezeichnet, diesmal für ihren vorbildlichen Neubau.
Boden und Wand bilden bei der Raumgestaltung oft den Anfang. In diesem Fall hat aber das Sofa den Anstoß für die Gestaltung der Koje gegeben.
Die neuen Geschäftsräume an der Petzower Straße in Werder wurden im Juni 2019 eröffnet. Das Kerngeschäft – die hochwertige Raumgestaltung und -ausstattung – ist im Wesentlichen dasselbe geblieben. Optisch hat sich Raum & Color aber gewissermaßen gehäutet: Statt historischer Mauern des ehemaligen Brauhauses nun ein sachlicher Hallenbau, statt Kleinmöbeln, Accessoires, Dekorationen zum sinnlichen Stöbern jetzt eine reduziertere, modernere Interpretation von Wohnlichkeit.
Strategische Neuausrichtung
„Wir wollten uns grundsätzlich anders positionieren“, erklärt Torsten Helmholz, der im Unternehmen für die Bereiche Gestaltung und Planung zuständig ist; Karsten Krause leitet den Bereich Handwerk. Im Stadtzentrum sei Raum & Color mit seinen Hauptleistungen als Handwerksbetrieb kaum sichtbar gewesen. Die Räumlichkeiten boten zwar eine ähnliche Fläche wie der Neubau mit seinen 350 m², aber nur eine drei, vier Meter breite Front zur Hauptstraße. „Hier“, sagt Helmholz und meint den neuen Standort am Stadtrand, „werden wir ganz anders wahrgenommen.“
Zu übersehen ist das neue Geschäft wirklich nicht. Direkt am Kreisverkehr fällt die Halle mit ihrer edlen, dunklen Fassade ins Auge. Keine Bauten links und rechts, die ablenken. Auch am Gebäude selbst: keine Ornamente, kein Schnickschnack. Nur die Web-Adresse raumundcolor.de steht da in weißen, serifenlosen Lettern; darunter die Kernkompetenzen: „Malermeister – Raumausstatter – Inneneinrichter“. Allein der angeschrägte Eingang vorn links durchbricht die schlichte Quaderform und lässt das Gebäude einladend in Richtung Kreisverkehr „blicken“.
Wohnlich im Industrial-Ambiente
Tritt man über die Schwelle, fällt sofort der spannende Kontrast auf: Der nüchterne Industrial-Charme der Halle mit ihren Metalltreppen und -geländern steht im Dialog mit der Behaglichkeit der gezeigten Materialien, Farben, Möbel. „Der Grundgedanke war“, erklärt Helmholz, „dass wir in drei bis vier Wohnbildern zeigen: Wie spielen unsere Gewerke zusammen, vom Boden über die Wand, bis hin zu Licht, Möblierung und Dekoration.“
Zwei Ebenen bieten 300 m² Ausstellungsfläche für das Sortiment aus Boden- und Wandbelägen, Farben, Textilien, Möbeln, Sonnenschutz und Lampen.
Einrichtungsbeispiele in offenen Kojen geben einen Eindruck für die Möglichkeiten der Inneneinrichtung. Sobald klar ist, wohin die Reise gehen soll, finden Kunden zusammen mit einem Berater dann Optionen zur Auswahl in den „Fachecken“ rund um die Wohnbilder: Sonnenschutz und Fensterdekoration, Möbelplanung, Tapeten und Wandfarben, und in der offenen oberen Etage: Teppichboden, Parkett, Laminat, elastische Beläge.
Torsten Helmholz’ persönliches Highlight ist der Malerbereich, schließlich sei die Firma aus dem 1990 von Karsten Krause gegründeten Malerbetrieb hervorgegangen. Ziel sei hier gewesen, Farben, Tapeten, Stuckelemente „mal in einer Art zu präsentieren, die großzügiger ist“. Und die Chancen der Halle zu nutzen: In dem hohen Raum wirken Tapeten besonders gut.
Zur Gestaltungsfreiheit verführen
Stoffe, Böden, Möbel und Accessoires – alles ist handverlesen: Im Laden landet nur, was wirklich passt. So wie auch bei der Gestaltung eines Raums nichts in Stein gemeißelt ist. Jedes Detail ist verhandelbar, selbst die Möbel sind Planungsmöbel, die sich mit dem Lieblingspolsterstoff ausstatten und variabel zu Wohnlandschaften zusammenfügen lassen. Oder sie sind, wie der Einbauschrank am Fenster, gleich individuell entworfene Einzelstücke.
Diese Freiheit müssen Kunden erst einmal begreifen. Wer nur Möbelhäuser kennt, wo mit den gezeigten Lösungen meist schon die Grenze des Möglichen erreicht wird, ist bei der Arbeit mit einem Inneneinrichter anfangs möglicherweise überfordert. Kunden dann abzuholen, sei die erste, wichtige Aufgabe, sagt Helmholz, ihnen zu vermitteln: „Es gibt so viele tolle und schöne Dinge, ob Stoffe, ob Möbel, ob Wandbeläge – lieber Kunde, lass dich darauf ein, öffne dich.“ Interieurfarben von Caparol Icons oder Anna von Mangoldt seien natürlich preisintensiver, aber sie hätten auch eine völlig andere Tiefe und Haptik: „Das versuchen wir zu transportieren.“
Mehr Gewicht auf Planung und Gestaltung
Bisher lag der Schwerpunkt von Raum & Color auf Beratung und Handwerk. Mit der Neuausrichtung im Neubau sind nun Gestaltung und Planung stärker ins Rampenlicht gerückt. Die Firma habe alle für die Umsetzung wichtigen Gewerke an Bord, da sei es „logisch“ gewesen, auch die Planung mit anzubieten. So schafft sich das Unternehmen quasi ein Alleinstellungsmerkmal: Nur wenige Firmen in der Region bieten alles aus einer Hand an.
Bevor er mit der Planung beginnt, macht Helmholz erst einmal einen Hausbesuch. Dann entwickelt er ein Konzept, fertigt eine Zeichnung an und visualisiert auf Wunsch den Raum in 3D: In der Software Palette CAD können Kunden dann den Raum am Bildschirm vorab aus verschiedenen Perspektiven betrachten und zusammen mit Helmholz Details anpassen: eine andere Oberfläche für den Tisch, etwas Stuck an die Decke, für die Wand eine andere Farbe. Der Einrichter liefert kreative Anstöße, berät, sagt auch klar, wenn ihm ein Vorschlag aus gestalterischer Sicht nicht gefällt.
Das Planungspaket kommt nicht nur bei Privatleuten gut an. Auch Geschäftskunden nutzen das Angebot; bei unserem Besuch hatte Raum & Color eine Arztpraxis und ein Restaurant in Planung.
Neue Kundengruppen erschlossen
Die meisten Kunden kommen aus Werder und Umgebung. Ihre Zahl hat sich durch den Umzug an den Stadtrand kaum verändert. Das liegt auch an der treuen Stammkundschaft, die sich Krause und Helmholz in 30 Jahren aufgebaut haben. Touristen und andere Gelegenheitskunden sind zwar weggefallen, dafür bringt der neue Standort ganz neue Kundengruppen ins Spiel: Die Petzower Straße ist Autobahnzubringer zum Berliner Ring. Bewohner aus dem Speckgürtel der Hauptstadt kommen täglich hier vorbei, eine gut situierte Mittelschicht, die die Arbeit eines Einrichters nicht nur zu schätzen weiß, sondern sie sich auch leisten kann und will.
Wer aus diesem Publikum Raum & Color nicht quasi im Vorbeifahren entdeckt, findet die Firma leicht online: Die Google-Suche „Raumausstatter Werder“ zeigt die SEO-optimierte Webseite von Krause und Helmholz gleich oben in der Trefferliste.
Das Konzept geht auf
Lässt sich nach kaum einem halben Jahr schon sagen, ob sich das geschärfte Profil im Neubau gelohnt hat ? „Ja“, antwortet Torsten Helmholz ohne zu zögern, da gebe es „eine ganz klare Tendenz.“
Der frühere Laden bot ein sinnliches Einkaufserlebnis, jede Menge Anreiz für Spontankäufe – hier eine Vase, dort eine Kerze – und der Verkauf lief gut. „Aber wir wurden als Interieur-Accessoire-Laden wahrgenommen.“ Letztlich lenkte das Kunden wie Mitarbeiter vom umsatzstarken Kerngeschäft ab. Das ist heute anders, die Beratungskapazitäten stehen jetzt ganz für das zentrale Leistungsportfolio zur Verfügung. Statt zufällig oder spontan kommen Kunden nun „mit gezielten Wünschen“, sagt Helmholz. Entsprechend sei die Abschlussquote deutlich gestiegen.
Und die Aufträge werden komplexer. Wo zuvor nur eine Tapete gekauft wurde, buchen Kunden jetzt die Malerarbeiten dazu, manche entscheiden sich auch gleich für Boden und Einbauschrank. „Genau da wollten wir hin“, sagt Helmholz. Der Durchschnittsumsatz habe sich seit der Neueröffnung fast verdoppelt.
Zum Jubiläum ein neues Gesicht
Nicht nur das Geschäft profitiert vom Umzug, sondern auch die Mitarbeiter. Die Ausstellungsfläche liegt nicht mehr wie bisher 15 Minuten von Lager und Werkstatt entfernt; der Neubau vereint alles unter einem Dach. Und er bietet einen modernen Pausenraum mit Küche, Umkleide, WCs und Dusche.
Das Projekt Neubau beschäftigte Krause und Helmholz schon seit 2014. Das passende Grundstück fanden sie 2016. Mit der Entwicklung des Konzepts, mit Bauantrag, Finanzierungsplanung, Fördermittelantrag beim Land Brandenburg und der Beauftragung der Firmen für die Umsetzung verging weitere Zeit. Im September 2018 dann der erste Spatenstich. Nach neun Monaten Bauzeit öffnete das neue Raum & Color seine Tore.
Nach dem gelungenen Neuanfang freuen sich Karsten Krause und Torsten Helmholz mit ihrem Team – 17 Mitarbeiter, drei davon im „House of Jab Anstoetz“ in Berlin – nun besonders auf das 30-jährige Jubiläum 2020: „Ein schöner Anlass, jetzt mit neuem Gesicht an den Start zu gehen.“
Monika Wolf
Vorbildlicher Neubau des Jahres 2020