Gebhart und Leist GbR - Vorbildliche Sortimentserweiterung 2020
RW Bettenwelt, Oppenheim
Zur Raumwelt kommt die Bettenwelt
Bei der Entscheidung für eine geeignete Ergänzung zu ihrem Raumausstatter-Sortiment kam Isolde Leist und Sascha Gebhardt ein unglücklicher Zufall zu Hilfe. Während der Suche nach einem höhenverstellbaren Bett für Gebhardts bettlägerig gewordene Großmutter wurde das Interesse am Thema Betten geweckt. 2019 eröffneten die beiden Inhaber der Firma Raumwelt aus Uelversheim im Nachbarort ihre „Bettenwelt“. Für die Jury eine „Vorbildliche Sortimentserweiterung“, die mit dem Heimtex-Star 2020 belohnt wird.
Keimzelle und Ausgangspunkt für den neuen Geschäftszweig von Isolde Leist und Sascha Gebhardt ist ihr Hauptbetrieb RW Raumwelt im rheinland-pfälzischen Uelversheim. Hier hat das Duo seine 1995 gegründete Firma über die Jahre auf- und ausgebaut. Auf insgesamt 300 m², davon 120 m² Ausstellungs- und Verkaufsfläche, bieten die gelernten Raumausstatter ihren Kunden über zwei Etagen das klassische Produkt- und Leistungsspektrum für Wand, Boden, Fenster und Decke inklusive Polsterarbeiten an.
In der Altstadt von Oppenheim wurde 2019 ein separater Showroom für die RW Bettenwelt eröffnet.
Dabei ist Isolde Leist die Expertin für Fensterdekorationen, Posterarbeiten und Einrichtungen und leitet Polsterwerkstatt und Nähatelier. Kreativer Kopf des Unternehmens ist Sascha Gebhardt. Er hat sich auf die Planung und Neugestaltung von Räumen spezialisiert und dabei immer die gestalterische Verbindung vom Boden über die Wand und Fenster bis zur Decke im Blick.
Die „textilen Einrichter“ – wie die Raumwelt firmiert – haben sich im Umkreis von rund 30 km bis Mainz und Worms einen guten Namen gemacht und Sascha Gebhardt ist stolz auf das Erreichte: „Wir haben damals bei Null angefangen. Wir hatten ja keinen Betrieb, den wir übernehmen konnten, sondern haben uns tatsächlich alles selbst aufgebaut.“
Die Auftragslage ist gut und „eigentlich“ hätte alles so weiterlaufen können. Wenn da nicht bei beiden Geschäftspartnern der Wunsch nach einer Arrondierung des Angebots gewesen wäre: „Wir haben schon seit geraumer Zeit immer mal wieder darüber nachgedacht, welche Produkte gut zu uns und unserem ganzheitlichen Gestaltungsansatz passen könnten“, fasst Isolde Leist zusammen.
„Während wir anfangs tatsächlich immer nur einzelne Arbeiten bei den Kunden umgesetzt haben, hat sich das im Laufe der Jahre deutlich ausgeweitet, weil wir mehr und mehr um Rat gebeten wurden“, ergänzt Sascha Gebhardt. Da wurde immer öfter aus dem ursprünglichen Auftrag eine komplette Raumgestaltung. „Das ging oft so weit, dass wir zum Schluss noch die vorhandenen Polstermöbel neu bezogen oder unsere Kunden bei der Auswahl der Möbel beraten haben.“ Mit dem Eintritt bei MZE/2HK festigte sich schließlich die Idee, Möbel mit ins Sortiment aufzunehmen.
Doch die ersten Versuche liefen ziemlich holprig, erinnert sich Isolde Leist. „Uns gefielen die Möbel zwar, aber wir hatten nicht den richtigen Bezug dazu.“ Dieser stellte sich erst ein, als die Großmutter von Sascha Gebhardt nach einem Unfall dauerhaft ans Bett gefesselt war und zu Hause im Familienkreis gepflegt werden musste.
Die höhenverstellbaren Massivholzbetten der Firma Kirchner bieten maximalen Komfort und sehen schön aus.
Mit dem marktüblichen Angebot an Betten, die von den Krankenkassen finanziert werden, konnte sich Gebhardt nicht anfreunden und machte sich auf die Suchen nach Produkten, die den medizinischen Anforderungen entsprechen, aber nicht nach Krankenhaus aussehen. Er wurde fündig – und zwar im nahegelegenen Alzey. Dort produziert die Firma Kirchner technisch ausgereifte und ästhetisch schöne Komfortbetten, die sich in jeden (Wohn-)Raum integrieren lassen.
Demografischer Wandel als Chance für den Fachhandel
Ein Bandscheibenvorfall, den sich Gebhardt etwa zur gleichen Zeit zugezogen hatte, verstärkte das persönliche Interesse an den höhenverstellbaren Betten und so entstand schrittweise die Idee, das Geschäftsmodell Raumwelt um die Produktgruppe Betten zu erweitern. „Wir haben eine Bedarfsanalyse erstellt, um die persönlichen Erfahrungen auf den Prüfstand zu stellen“, erklärt Gebhardt. „Dabei sind wir schnell zu der Erkenntnis gelangt, dass die Situation rund um die häusliche Pflege älterer und kranker Menschen früher oder später nahezu jede Familie treffen wird, denn der demografische Wandel ist einfach eine Tatsache – und eine Chance für den guten Fachhandel.“
Daraus entwickelte sich schließlich ein vollständiges Schlafraum- und Einrichtungskonzept. Die Idee dahinter: Ein Wohnumfeld zu schaffen, in dem Menschen in Würde alt werden und selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben können.
Zusätzliches Fachwissen erworben
Das Konzept basiert auf dem Gedanken der gewerkeübergreifenden Umsetzung für eine alters- und pflegegerechte Raumplanung und berücksichtigt alle denkbaren Eventualitäten in einer Wohnung. Kurze Wege ohne Treppen, intelligent verlegte Steckdosen und Anschlüsse, warme, weiche Bodenbeläge, die Schutz bei Stürzen bieten, Wind- und Kälteschutz am Fenster durch entsprechende Vorhänge, Wandbespannungen als Schutz vor Stößen, bei Bedarf Handläufe an den Wänden – Isolde Leist und Sacha Gebhardt haben an alles gedacht und bieten die komplette Raumplanung aus einer Hand.
Im Zentrum dieser konzeptionellen Neuausrichtung stand produktseitig von Beginn an das Thema Bett und Schlaf. Um diese Spezialisierung auf eine solide Basis zu stellen, absolvierten die beiden Raumausstatter diverse Schulungen und Seminare. Mit dem neuen Fachwissen bauten sie anschließend das Produktsegment Betten sukzessive aus.
Die „Bettenwelt“ im Nachbarort
„Wir sind dann allerdings sehr bald an unser räumlichen Grenzen gestoßen“, erinnert sich Isolde Leist. Betten nehmen in der Ausstellung viel Platz ein, der auf der vorhandenen Fläche im Geschäft in Uelversheim nicht vorhanden war. Als sich im Nachbarort Oppenheim die Gelegenheit ergab, ein gerade frei gewordenes Ladenlokal in der Altstadt anzumieten, zögerte das Raumausstatter-Duo nicht lange und baute die Räumlichkeiten zur Bettenwelt um.
Auf 180 m² werden hier verschiedene Bett- und Schlafsysteme präsentiert, dazu die passende „Software“ in Form von Matratzen, Zudecken, Kissen und Bettwäsche. Dabei haben sich Leist und Gebhard bei den Betten auf drei Bereiche (und Lieferanten) spezialisiert. Mit den höhenverstellbaren Komfortbetten der Firma Kirchner, die mit smarter Technik ausgestattet sind, werden vornehmlich ältere Menschen angesprochen. Das Naturholz-Bettsystem des österreichischen Herstellers Relax ist für Menschen mit Rückenproblemen, während die Boxspringbetten der Marke Keno Kent das Sortiment abrunden.
Das Ladenlokal in Oppenheim ist als Showroom konzipiert. „Hier haben wir ausreichend Präsentationsfläche und können unsere Kunden optimal beraten, da wir hier nur auf Termin arbeiten. So können wir sicherstellen, dass wir unseren Kunden die richtige Lösung anbieten“, fassen Leist und Gebhardt zusammen.
Mit einem Tag der offenen Tür, der Teilnahme an Gewebeschauen und klassischer Anzeigenwerbung in den örtlichen Tageszeitungen und Anzeigenblättern haben Isolde Leist und Sascha Gebhardt auf ihr neues Geschäft mit Erfolg aufmerksam gemacht. Bislang ist das Konzept sowohl von der Stammkundschaft aus der Raumwelt als auch von neuen Kunden gut angenommen worden, so die erste Bilanz. Steigende Umsatzanteile aus dem Bettenbereich bestätigen das Duo darin, mit der Bettenwelt den richtigen Schritt in die Zukunft gemacht haben.
Michaela Fischer
Vorbildliche Sortimentserweiterung des Jahres 2020