Peter J. Schroeder - Ehrenpreis 2021 für das Lebenswerk 2021
Peter J. Schroeder
„Ich bin noch richtig neugierig“
Seit über 30 Jahren ist Peter J. Schroeder in der Raumausstatter- und Inneneinrichtungsbranche zu Hause. Sein Name ist aufs engste verknüpft mit seinem leidenschaftlichen Engagement für das Raumausstatter-Handwerk und für die Idee der ganzheitlichen Wohnberatung. Sein visionäres Denken und der Mut, neue Wege zu gehen, hat die Raumausstatter- und Textileinrichter-Branche maßgeblich beeinflusst. Für dieses außergewöhnliche Engagement erhält Peter J. Schroeder den
Heimtex-Star Ehrenpreis 2021 für sein Lebenswerk.
Wäre es nach dem Wunsch seiner Großeltern gegangen, hätte Peter J. Schroeder nach dem Schulabschluss ein Theologiestudium begonnen und damit seinen Einsatz in der katholischen Kirche fortgeführt, wo er bereits als Jugendlicher im Katholischen Kaufmännischen Verein (KKV) aktiv war. Doch es sollte anders kommen.
Anstatt eine Karriere in der Kirche anzustreben, heuert Schroeder in seiner Heimatstadt Duisburg bei Horten an und absolviert dort eine, wie er sagt, „grundsolide“ kaufmännische Ausbildung. Die Leidenschaft für seinen Beruf und das buchstäblich anpackende Naturell zeichnen ihn bereits damals aus und legen den Grundstein für eine vielversprechende Laufbahn im Warenhauskonzern, deren nächste Etappe Schroeder von Duisburg ins südlich von Bonn gelegene Andernach führt. Dort wird ihm die Leitung der Lebensmittelabteilung – damals in allen Warenhäusern die zentrale und wichtigste Abteilung – in der örtlichen Horten-Filiale anvertraut.
Ein eingespieltes Messe-Team: Birgit Schlenker vom Deco Team und Peter J. Schroeder.
Andernach wird für Schroeder gewissermaßen zum beruflichen Schicksalsort, denn hier lernt er Karl-Heinz Achatz kennen, einen ambitionierten Raumausstatter, der damals im Begriff ist, sich mit einem eigenen Betrieb selbständig zu machen. Peter J. Schroeders Interesse an der Raumausstattung ist geweckt und damit die Begeisterung für eine Branche, die ihn bis zum heutigen Tag nicht losgelassen hat. Achatz und Schroeder werden Geschäftspartner und gründen die Achatz Raumausstattung mit klarer Aufgabenverteilung: Achatz ist als Raumausstatter der kreative Part, während sich Schroeder um die kaufmännischen Belange kümmert.
Zum damaligen Zeitpunkt ist er allerdings hauptberuflich in verantwortlichen Positionen im Warenhauskonzern tätig, die ihn für Quelle nach Koblenz und dann für den Kaufhof zunächst nach Bad Kreuznach und anschließend nach Berlin verschlagen. „Ich war damals ein überzeugter Vagabund“, resümiert Schroeder mit Blick auf seine damaligen Wanderjahre.
Eine historische Aufgabe
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre arbeitet Schroeder in Berlin für den Kaufhof. Als Abteilungsleiter am Alexanderplatz, dem ehemaligen Zentrum Warenhaus, begleitet Schroeder den Mauerfall. „Das war damals eine historische Aufgabe“, erinnert er sich. „Historisch, weil es eine vergleichbare Situation bis dato nicht gegeben hatte und wohl auch in Zukunft nicht geben wird.“ Seine Aufgabe besteht anfänglich darin, Filialen im Ostteil der Stadt auf westliches Niveau umzuwandeln.
Die Berliner Zeit prägt Schroeder sehr und verändert ihn als Mensch, wie er rückblickend zusammenfasst: „Die Erfahrungen im Ost-Berlin der Wiedervereinigungs-Ära gehören zu den wichtigsten meines Lebens und haben mich in dem Sinne verändert, dass ich noch zielstrebiger und verantwortungsbewusster geworden bin. Seit dieser Zeit habe ich einmal gesetzte Ziele nie mehr aus den Augen verloren und habe meine Verantwortung darin gesehen, Erfolge nicht zu verwalten, sondern Dinge immer weiter zu entwickeln.“
Diese Haltung wird zu so etwas wie einem Lebensmotto, das sich wie ein roter Faden durch das künftige Berufsleben von Peter J. Schroeder zieht. Denn die beruflichen Stationen haben seinen weiteren Lebensweg maßgeblich beeinflusst. „Ich habe immer gerne neue und große Herausforderungen angenommen, habe Dinge neue gedacht, konzipiert und weiterentwickelt und bin dann weiter zur nächsten Aufgabe gezogen.“
Während Schroeder in Berlin unter denkbar geschichtsträchtigen Umständen die Geschicke des Kaufhofs als Abteilungsleiter und aufstrebender Geschäftsführer vorantreibt, halten ihn zusätzlich die Raumausstattung und das Geschäft in Andernach auf Trab. Zu dem Zeitpunkt arbeitet Schroeder während der Woche in Berlin und fliegt jedes Wochenende nach Hause, um sich dort um das zunehmend erfolgreicher werdende Geschäft zu kümmern. Denn die Raumausstattung Achatz entwickelt sich aus dem Stand heraus zu einem Erfolgskonzept.
Abschied vom Warenhaus-Konzern
1991 muss sich Peter J. Schroeder schließlich entscheiden: Karriere im Warenhauskonzern in Berlin, was bedeutet hätte, in Andernach einen externen Geschäftsführer für den kaufmännischen Bereich einzusetzen oder Abschied vom Konzern und Konzentration auf den Betrieb in Andernach. „Für mich galt und gilt bis heute, dass ich da sein muss, wo ich arbeite. Und so sehr mir die Arbeit im Kaufhof gefiel, so sehr hatte ich längst eine enorme Liebe zur Raumausstattung entwickelt“, erinnert sich der Ehrenpreisträger. Der Rest ist schnell erzählt: Schroeder entscheidet sich für „Schluss mit dem Weg im Warenhauskonzern“ und tauscht den Arbeitsplatz an der Spree gegen den am Rhein.
Eine gute Entscheidung, denn der Andernacher Betrieb wächst kontinuierlich und Schroeder fuchst sich immer mehr in die Materie ein. Das kreative Können von Karl-Heinz Achatz hatte sich längst bis ins nahe gelegene Bonn/Bad Godesberg herumgesprochen. Damals noch Hauptstadt, zählten bald zahlreiche Politiker und Wirtschaftsgrößen aus der Region zu den Kunden von Raumausstattung Achatz. Peter Schroeder erinnert sich: „Wir waren damals tatsächlich in der Politprominenz zu Hause und wuchsen beständig. Zu unseren Bestzeiten hatten wir 14 Mitarbeiter und waren in Deutschland der erste Betrieb mit einem Bassetti-Store.“
Doch Schroeder bleibt seinem Lebensmotto treu und entscheidet sich 1997 für eine erneute Zäsur: Er geht nach Kulmbach zu Saum & Viebahn. Dort ist er zunächst im Vertrieb tätig, wird dann jedoch 2001 in die Geschäftsführung der Kooperations-Töchter Coratex und Sofatex berufen. Die Arbeit dort ist kein Neuland für ihn, denn aus seiner Andernacher Zeit (als Mitgliedunternehmen der Coratex) weiß Schroeder, worauf es ankommt, um Raumausstatter sinnvoll zu unterstützen und in eine erfolgreiche unternehmerische Zukunft zu führen. Auch die Coratex-Zeit hat Schroeder rückblickend in guter Erinnerung: “Das war damals wie eine große Familie. Wir waren ein privates Unternehmen, familiengeführt durch Saum & Viebahn. Das hat das Arbeiten stark geprägt.“
Doch auch in Kulmbach ist Schroeders beruflicher Weg nicht zu Ende. 2008 zieht es ihn Richtung München, nach Neufahrn zur MZE, Möbel-Zentral-Einkauf – eine Herausforderung ganz nach seiner Vorstellung. Denn MZE-Gründer Dr. Richard Gehse hatte damals die Idee, den im Ursprung klassischen Einkaufsverband für kleine bis mittlere Möbelgeschäfte zu einem Einrichtungsverband auszubauen. Dazu fehlte im MZE-Portfolio noch der Bereich Raumausstattung, der als eigenständiger Unternehmensbereich 2HK entwickelt und ausgebaut werden sollte.
Die mit dem roten Faden
Eine Aufgabe wie maßgeschneidert für Peter J. Schroeder. Mit seiner Expertise, seinem profunden Wissen über sämtliche Belange des Raumausstatter-Handwerks und einem unvergleichlichen Netzwerk legt Schroeder 2008 als Leiter des Bereichs 2HK los: „Im Januar 2009 haben wir uns dann erstmals als 2HK/MZE auf der Heimtextil mit unserer Philosophie des roten Fadens präsentiert. Damals waren wir europaweit der einzige Möbelverband mit einem integrierten Raumausstatter-Verband“, erinnert sich Schroeder an seine Anfänge bei der MZE.
Die Philosophie des roten Fadens – im Auftritt nach außen visualisiert durch einen roten Faden, der sich zu einem Wollknäuel aufrollt – macht 2HK/MZE in der Branche schnell bekannt. „Wir waren damals für viele die mit dem roten Faden“, sagt Peter J. Schroeder. Hinter dem einprägsamen Motiv steckte die Aufforderung: „Entwickle den roten Faden für dein Unternehmen, verliere ihn nicht aus den Augen, gehe deinen unternehmerischen Weg konsequent und habe immer einen Plan.“
Das Raumausstatter-Handwerk stärken
Schroeders Plan war von Anfang an, den stationären Fachhandel und das Raumausstatter-Handwerk zu stärken. Getragen wurde und wird er dabei von der tiefen Überzeugung, dass in jedem Raumausstatter ein enormes Kreativpotenzial steckt, das oft nicht gelebt wird. So kam es, dass Schroeder den Fokus in seiner Tätigkeit stark darauf legte, die Menschen zu ermutigen und damit Image und Selbstbewusstsein im Raumausstatter-Handwerk voranzutreiben. „Ich sehe meinen Auftrag darin, den Menschen ihre Schaffenskraft und ihre Kreativität vor Augen zu führen, ihnen zu zeigen wie gut sie sind und sie aufzufordern, diese Botschaft auch selbstbewusst nach außen zu tragen. Ich finde ganz ehrlich, dass Raumausstatter irre gut sind“, formuliert Schroeder auf gewohnt empathische Art.
„Raumausstatter sind einfach irre gut“
Seit 2009 ist die MZE mit dem Unternehmensbereich 2HK/Raumdesign erfolgreich auf der Heimtextil im Rahmen des Deco Teams vertreten. Hier im Bild MZE-Geschäftsführer Rüdiger Gehse, Enie van de Meiklokjes und Peter J. Schroeder.
Um dauerhaft unternehmerisch erfolgreich zu sein, davon ist Schroeder überzeugt, braucht man ein Alleinstellungsmerkmal: „Damit kann ich mich als Unternehmen positionieren und das nach außen kommunizieren. Dann weiß mein Kunde, wie gut, wie kreativ und leistungsfähig ich bin.“ Und dieses Alleinstellungsmerkmal konnte Schroeder „seinen“ Raumausstattern im Unternehmensbereich 2HK der MZE liefern. Zum einen durch die Möglichkeit, auf alle anderen MZE-Bereiche zurückzugreifen und zum anderen durch die Gründung der Fachgruppe Textile Einrichter, einem Herzens-Projekt von Peter J. Schroeder.
Denn mit dem Konzept der Textilen Einrichter zeigt er exemplarisch auf, wie sich Kooperationen in heutigen Zeiten definieren sollten: „Wir müssen weg vom klassischen Einkaufsverband hin zum professionellen Verkaufsverband. Und wir müssen Mitgliedern Konzepte an die Hand geben, mit denen sie sich positionieren und weiterentwickeln können“, sagt Peter J. Schroeder.
Mit der Gründung der Fachgruppe habe er den Raumausstattern nach dem Motto ‚Back to the roots‘ außerdem verloren gegangene Kompetenzen zurückgeben wollen, ergänzt Schroeder, denn vor 30 Jahren sei der Raumausstatter im Allgemeinen viel breiter im Sortiment aufgestellt gewesen als heute.
Die Etablierung der Fachgruppe ist für ihn zugleich auch ein Meilenstein in seiner beruflichen Biografie. „Ich würde mich freuen wenn ich durch meine Lebenseinstellung Menschen anregen konnte, ihre eigene Philosophie zu stärken, selbstbewusst aufzutreten und ihren Weg zu gehen. Und ich wäre sehr stolz darauf, wenn man die Bemühungen, den Raumausstatter kompetenter zu profilieren, auch in zehn Jahren noch mit meinem Namen verbindet“, sagt Schroeder. Dann habe sich sein Kreis geschlossen und sein „roter Faden“ nach mehr als 30 Jahren wieder aufgewickelt. „Damit kann ich in einem Jahr gut aus der Branche ausscheiden und werde sehr gerne auf 30 sehr erfüllende Jahre zurückblicken, die mein Leben geprägt haben.“
„Jede Entscheidung hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin“
Gibt es etwas, was Peter J. Schroeder heute rückblickend anders machen würde? Die Antwort kommt spontan: „Nein. Manche Dinge und Entscheidungen waren schwierig. Doch wenn ich all das im Nachgang ehrlich reflektiere, hat mich jede Entscheidung weitergeführt und zu dem gemacht, der ich heute bin. Ich bedauere keine Station meines Lebens und möchte keine missen.“
Und den Blick nach vorn gerichtet: Gibt es ein Hobby, auf das sich unser Preisträger freut oder einen Lebenswunsch, den er sich noch erfüllen möchte? Auch hier muss Peter J. Schroeder nicht lange überlegen: „Das größte ‚Hobby‘ in meinem Leben ist der Mensch. Ich finde es ungeheuer spannend, Menschen zu begegnen, Menschen kennenzulernen, aber auch sehr konkret für Menschen da zu sein. Daher möchte mir die Freiheit offenalten und freue mich darauf, noch möglichst vielen Menschen auf meinen Lebensweg zu begegnen und damit noch mehr Erfahrungsschätze zu sammeln. Ich bin noch richtig neugierig auf das, was sich zeigt.“
Michaela Fischer
Ehrenpreis 2021 für das Lebenswerk des Jahres 2021