Nettesheim Raumausstattung - Vorbildlicher Generationswechsel 2022
Nettesheim Raumausstattung, Beckum
Mit Vertrauen und Kompetenz in die sechste Generation
Gerhard Nettesheim und sein Sohn Christoph sind seit jeher ein perfektes Team. Ihre Ideen flossen stets gleichberechtigt in die Weiterentwicklung des Traditionsunternehmens Nettesheim Raumausstattung ein. Die Übernahme durch Christoph Nettesheim ging entsprechend geräuschlos über die Bühne. Die Jury vergibt für den „Vorbildlichen Generationswechsel“ den Heimtex-Star 2022.
Eigentlich wollte Christoph Nettesheim Koch werden. Doch nach nur wenigen Tagen als Lehrling in einer Küche gab er diesen Berufswunsch auf. Der Ton war ihm zu rau. Also sattelte er um und ließ sich zum Raumausstatter ausbilden. Mittlerweile führt er seit Januar 2021 den elterlichen Betrieb Nettesheim Raumausstattung im nordrhein-westfälischen Beckum bereits in sechster Generation als Eigentümer. Der Übergang von Vater Gerhard auf den Sohn lief vorbildlich ab, keine Konflikte, keine Meinungsverschiedenheiten, keine Eifersüchteleien. „Mein Vater hat mich immer unterstützt und alle Veränderungen zugelassen“, betont Christoph Nettesheim. Beide waren vor der Übergabe gleichberechtigte Partner, die voneinander lernten, und sind es auch heute noch. Sie verbindet eine vertrauensvolle Basis, die für einen geräuschlosen Übergang unabdingbar ist.
Erfahrung im Premiumsegment
Innenliegender Sonnenschutz ist eine der wichtigsten Produktgruppen bei Nettesheim.
Zum erfolgreichen Generationswechsel hat sicherlich auch das zielgerichtete Vorgehen Christoph Nettesheims beigetragen. Nachdem er sich für die Ausbildung zum Raumausstatter statt zum Koch entschieden hatte, verfolgte er konsequent das Ziel, alles von der Pike auf zu lernen und eines Tages als Meister das 1815 gegründete Traditionsunternehmen seiner Eltern zu führen. Ganz bewusst suchte er sich für seinen Werdegang ausschließlich Betriebe im Premiumsegment. Nach der Ausbildung und der Gesellenprüfung legte er 2007 nicht nur die Meisterprüfung erfolgreich ab, sondern sammelte in drei weiteren Raumausstatterfirmen Erfahrungen in ganzheitlicher Einrichtung. Bevor der heute 37-Jährige 2014 schließlich ins elterliche Geschäft eintrat, war er drei Jahre als Wohnberater bei Rincklage van Endert in Münster tätig.
Ausgestattet mit reichlich Fachwissen machte er sich daran, Nettesheim Raumausstattung zu modernisieren. Nicht auf einen Schlag, aber Zug um Zug. Dabei konnte er verlässlich auf die Unterstützung durch seinen Vater setzen, der ebenfalls Raumausstattermeister ist und jeder Idee gegenüber offen war. „Mein Vater hat mir keine Steine in den Weg gelegt.“ Im Gegenteil, der Sohn, der schon als Kind im Laden half, konnte nach eigenem Gusto frei schalten und walten. Er nahm neue Lieferanten auf und trennte sich von anderen, baute die Polsterei aus und drehte an weiteren kleinen Stellschrauben. Langsam entwickelte er seinen eigenen Kundenstamm, während der Vater wie bisher weiter arbeitete und immer noch seine Kunden betreut. Beiden zur Seite stand und steht Ehefrau und Mutter Karin Nettesheim, die für die Buchhaltung zuständig ist.
Ganzheitliche Wohnberatung geplant
Christoph Nettesheim arbeitet zwar mit Leib und Seele als Raumausstatter, sein Faible für das Kochen blieb aber erhalten. Beide Leidenschaften will er im Rahmen eines geplanten Umbaus zur einer ganzheitlichen Wohnberatung verbinden: Außer einer inspirierenden Wohn- und Beratungsecke will der 37-Jährige auch eine kleine Küche einrichten, in der Kleinigkeiten zubereitet werden können. „Beim Essen führt man doch die besten Gespräche“, ist er überzeugt. Bei den Planungen baut Nettesheim auf die Erfahrungen des Einkaufsverbands MZE/2HK. Auch sonst nutzt er dessen Dienstleistungen, etwa die Erfa-Gruppe.
Der Raumausstatterbetrieb ist zu 95 % im privaten Bereich unterwegs. Seine Kunden kommen überwiegend aus dem Umkreis von 20 km, sind mindestens 30 Jahre alt und gehören der vermögenderen Einkommensschicht an. Sie legen viel Wert auf eine professionelle Beratung und sind schon deshalb bereit, auch höhere Preise zu zahlen. „Ich habe am liebsten Kunden, die Beratung brauchen. Wenn jemand von vornherein weiß, was er will, wird es für mich schwierig“, sagt Nettesheim. Ihn begeistern Herausforderungen und immer wieder neue Kontakte.
Bei einer Kartei mit rund 1.500 Kunden ist die gewünschte Abwechslung gegeben. Seinen alten und neuen Kunden bietet Nettesheim ein umfangreiches Produkt- und Servicesortiment im mittleren bis hochwertigen Bereich an. Der Schwerpunkt liegt mit 52 % Anteil auf Gardinen und Dekoration. Zur Verfügung stehen im Laden rund 1.000 verschiedene Muster. „Unser Alleinstellungsmerkmal sind große Muster“, betont Gerhard Nettesheim. Zweitwichtigste Produktgruppe ist mit 20 % innenliegender Sonnenschutz. Aber auch der wachsende Anteil der Polsterarbeiten mit mittlerweile rund 15 % kann sich sehen lassen. Abgerundet wird das Ganze mit Bodenbelägen, Tapeten, Raumakustik, Leuchten und Accessoires.
Mit 1.000 Gardinenmustern präsentiert Nettesheim ein umfassendes Angebot. Gardinen machen einen Umsatzanteil von 52 % im Unternehmen aus.
Die Gardinen werden im eigenen Atelier genäht. „Wir waschen sie auch“, betont Gerhard Nettesheim. Wenn es an der Zeit für die Reinigung ist, werden die Kunden angerufen. Gepolstert wird ebenfalls in eigener Werkstatt. Im Bereich Bodenbeläge gehört außer der Verlegung auch die Verspannung des Teppichbodens mit Trittschalldämmung zum Leistungspaket.
Schon die maßangefertigte Ladendeko zeigt auf, dass bei Nettesheim Profis am Werk sind. Und das hat sich über Generationen herumgesprochen. „Die Kunden kommen gezielt zu uns“, meint der Geschäftsführer. Aber auch Autofahrer werden auf das Geschäft in der Beckumer Stadtmitte aufmerksam. „Die bremsen plötzlich, wenn sie im Vorbeifahren unser Schaufenster gesehen haben, fahren zurück und betreten dann den Laden.“
Nettesheim freut sich über den wachsenden Kundenstamm. Schließlich ist es in der 38.000 Einwohner zählenden Stadt nicht so einfach, sich angesichts der starken Konkurrenz zu behaupten: Im Stadtkern gibt es immerhin sechs Raumausstatter. Für den 37-Jährigen kein Problem. Sein Umsatz legt zu, 2020 lag er bei rund 280.000 EUR, im vergangenen Jahr dürfte es etwas mehr gewesen sein.
Somit blickt Christoph Nettesheim zuversichtlich in die Zukunft und einen erfolgreichen Übergang in die siebte Generation. Möglicherweise übernehmen eines Tages seine beiden ein und drei Jahre alten Töchter das Ruder. Ihnen widmet er einen großen Teil seiner knappen Freizeit. Darüber hinaus kocht und backt der aufstrebende Raumausstatter. „Ich esse gerne gut“, sagt er und genießt seine Rolle als Hobbykoch. Darüber hinaus fiebert er der bevorstehenden fünften Jahreszeit entgegen. Ein Leben ohne Karneval ist für Nettesheim wohl möglich, aber sinnlos.
Cornelia Küsel
Vorbildlicher Generationswechsel des Jahres 2022