Daniel Schulze Raumausstattung - Vorbildliche Neugründung 2022
Daniel Schulze, Oldenburg
Ein Geldautomat entschied die Standortwahl
Obwohl die Raiffeisenbank ihre Filiale in der Nadorster Straße in Oldenburg längst aufgegeben hat, wird der verbliebende Geldautomat nebst Serviceterminal ausgiebig genutzt. Davon profitiert das Raumausstattergeschäft Daniel Schulze, das seit August 2021 in dem Gebäude residiert. Für die „Vorbildliche Neugründung“ gibt es den Heimtex-Star 2022.
Bei der Suche nach geeigneten Geschäftsräumen spielte ein Geldautomat mit Serviceterminal die entscheidende Rolle. Er stand in einem leerstehenden Gebäude, in dem einst eine Filiale der Raiffeisenbank untergebracht war, und wurde nach deren Auszug immer noch intensiv genutzt. „Nach wie vor kommen täglich 40 bis 50 Menschen, um am Automaten ihre Bankgeschäfte zu erledigen. Das ist jetzt meine Laufkundschaft“, sagt Daniel Schulze, der in der Immobilie im August 2021 sein Fachgeschäft eröffnete. Es liegt an der Nadorster Straße, einer der Hauptzufahrtstraßen in die Oldenburger Innenstadt. Ein optimaler Standort, war der Raumausstattermeister von Anfang an überzeugt.
Verschiedene Dekorationsvorschläge geben den Kunden Inspiration.
Das Motto des 34-Jährigen und seiner Lebensgefährtin Meike Schmitz lautet: „Wir gestalten Lebensräume“. Beide ergänzen sich optimal, können als Raumausstatter und Innenarchitektin fast alle Aufgaben lösen, die ihre Kunden ihnen stellen. Schließlich üben sie ihren jeweiligen Beruf mit viel Leidenschaft, Kreativität, Neugierde und Sachkenntnis aus.
Auch Daniel Schulze wollte eigentlich Innenarchitektur studieren, allerdings erst nach einer handwerklichen Ausbildung. Tischler war sein Favorit. Doch letztlich ließ er sich eher zufällig in einem Bielefelder Betrieb ausbilden. Ihm gefiel die Arbeit so gut, dass er entgegen seinen ursprünglichen Planungen auf das Studium verzichtete und nach der bestandenen Prüfung zum Raumausstatter noch neun Jahre in seinem Ausbildungsbetrieb blieb. Private Gründe führten ihn dann nach Oldenburg zurück, von wo er täglich zu seinem neuen Arbeitgeber ins 70 km entfernte Bremerhaven fuhr.
Meisterprüfung kurz vor der Eröffnung
Nach und nach keimte in ihm der Wunsch, sich selbstständig zu machen. „Ich hatte ja genug Erfahrungen mit der Betreuung eigener Kunden“, sagt der Jungunternehmer. Also sah er sich nach einem eingeführten Laden um, den er übernehmen könnte. Doch in Oldenburg fand er keinen. „Warum soll ich nicht selbst ein Geschäft gründen ?“ Nachdem er das Gebäude mit dem Geldautomaten entdeckt hatte, setzte er sein Vorhaben zielstrebig um. Von der Bank erhielt Schulze nach Vorlage eines Businessplans den nötigen Kredit, investierte rund 125.000 EUR in die Renovierung sowie Einrichtung seines Ladens und legte kurz vor der Eröffnung noch die Meisterprüfung ab.
Der Jungunternehmer bietet seinen Kunden auf einer Gesamtfläche von 230 m2, die durch Shutterelemente in eine 160 m² große offene Ladenfläche und den rückwärtigen Arbeitsbereich mit Büro und Werkstatt unterteilt wird, alle Produkte des klassischen Raumausstatterhandwerks. Den Schwerpunkt bildet die Stoff- und Gardinenabteilung, aber auch Bodenbeläge, Tapeten, Sonnenschutz, Farben von Little Green sowie ausgesuchte Möbel finden sich in dem modern eingerichteten Ladengeschäft, in dem die Materialkonzepte als Inspirationsquelle in Kojen gezeigt werden.
Sortiment wird Nachfrage angepasst
Der Fokus liegt auf hochwertigen Produkten wie Farben von Little Green.
Schulze konzentriert sich im Rahmen eines ganzheitlichen Konzepts auf hochwertige Produkte. Alle Materialien werden mit Ausnahme von Wandfarben und Tapeten auch verarbeitet und montiert. Dazu gehört zudem das Polstern, das der 34-Jährige in Kooperation mit einem weiteren Raumausstatter übernimmt. „Insgesamt sind wir noch in der Findungsphase“, erläutert er. Das Sortiment und Leistungsangebot werde je nach Nachfrage angepasst. Eine leichte Nachbesserung steht bereits bevor: Textile Beläge scheinen vor einer kleinen Renaissance zu stehen. Nach Angaben Schulzes entschieden sich die Kunden zumindest für ihre Schlafzimmer immer häufiger für Teppichboden. Und auch Stoff vor dem Fenster entwickle sich zulasten von Plissée wieder ein bisschen besser.
Die überwiegend finanziell gut gestellten Kunden im Alter von 40 bis 60 Jahren erhalten von Schulze ein komplettes Einrichtungskonzept aus einer Hand, das auf Wunsch weitere Gewerke berücksichtigt. Das heißt, auch Steckdosen, Beleuchtung und Heizung gehen bemustert und kalkulationsfertig vorbereitet in die Planung mit ein. Eine Mappe mit 3D-Darstellungen und maßstabsgetreuen Zeichnungen umfasst rund 18 Seiten, die den Kunden vor der Umsetzung zur Verfügung gestellt wird. Bei der Vermittlung von entsprechenden Handwerksfirmen ist Schulze behilflich.
Gute Präsentation animiert zum Kauf
Der Jungunternehmer ist von seiner Arbeit begeistert. „Es wird nie langweilig, jeder Kunde ist anders.“ Grundsätzlich aber peilt er als Zielgruppe Menschen an, die viel Wert auf Einrichtung legen und sich in einer ästhetischen Umgebung wohl fühlen. Ihnen zeigt er im Geschäft, welche Wirkung Farben aussenden, dass Tapeten Struktur haben und Stoffe die Akustik ausbalancieren können. Alle Produktgruppen sind im Ladengeschäft zu sehen und zu spüren.
„Man muss zeigen, was alles möglich ist“, meint Schulze. Auf diese Weise bringt er den Kunden beispielsweise die Tapete wieder näher, die im Allgemeinen in den vergangenen Jahren ein Nischendasein führte. Und auch seine Fensterdekoration kommt an. Sie animiert zu entsprechenden Gardinenaufträgen. „Viele kaufen 15 bis 20 m Stoff, damit kann man gut arbeiten.“ Eine gelungene Präsentation ist also essentiell, wenn sie mit professioneller Beratung und handwerklichem Know-how einhergeht. Darauf baut der junge Raumausstattermeister und ist davon überzeugt, dass der Erfolg ihm recht gibt.
Cornelia Küsel
Vorbildliche Neugründung des Jahres 2022