GHS Schranz GmbH & Co. KG - Vorbildliche Übernahme 2024
GHS Schranz, Heppenheim
„Wenn es der Firma gut geht, soll es auch den Mitarbeitern gut gehen”
Erst Projekt- und Bauleiter, dann Geschäftsführer, schließlich Inhaber – das sind die Stationen, die Sebastian Winkler bei GHS Schranz in Heppenheim durchlaufen hat. Die wachsende Verantwortung und die vorbildliche, schrittweise Übernahme mündet bei ihm in einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern. Dafür erhält er den Heimtex Star 2024.
Rückblickend hat sich die berufliche Laufbahn von Sebastian Winkler in den acht Jahren seit seinem Einstieg bei GHS Schranz im Turbo-Tempo entwickelt. Dabei strebte er zunächst ein Studium in Grafikdesign an, das sich jedoch schnell als die falsche Wahl herausstellte, denn Winkler schwebte von Anfang an eine Mischung aus gestalterischer und kreativer Arbeit vor: „Ich wollte unter keinen Umständen einen reinen Büro- und Schreibtischjob ausüben“, erinnert er sich.
Über ein Praktikum kam Winkler zum Raumausstatterhandwerk und absolvierte seine Ausbildung in einem Betrieb mit dem Schwerpunkt Hotel- und Objektausstattung. 2006 legte er die Meisterprüfung ab und hängte im Anschluss ein Bachelor Studium zum Fachlehrer für Raumausstatter mit Schwerpunkt Architektur und Lehrtätigkeit an der TU Darmstadt an. Eine reine Lehrtätigkeit, das wurde Winkler schnell klar, war aber auch nicht das, was er sich dauerhaft für seine berufliche Zukunft vorstellte. Über einige Umwege kam er schließlich zu GHS Schranz in Heppenheim. Das „Gardinen Haus Schranz“ suchte zu dem Zeitpunkt einen Raumausstatter, der als „verlängerter Arm“ von Inhaber Hans Peter Schranz agieren sollte.
Schranz führte das 1964 gegründete Unternehmen in zweiter Generation und hatte den Tätigkeitsschwerpunkt schrittweise vom klassischen Gardinenfachgeschäft auf die Betreuung von Objektkunden im Segment Health Care und Hotellerie mit dem Fokus Fenstergestaltung gelegt. Ideale Voraussetzungen für Sebastian Winkler, der in seiner Ausbildung bereits profunde Kenntnisse im Objektgeschäft gesammelt hatte und so von Beginn an mit größeren Projekten betraut werden konnte, die er weitgehend eigenständig koordinierte.
Neue Aufgaben mit mehr Verantwortung
Schon bald nach seinem Einstieg wurde Winkler ins sprichwörtliche kalte Wasser geworfen. Eine schwere Erkrankung zwang Hans Peter Schranz, sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Seine Ehefrau Karin, die ebenfalls im Unternehmen tätig war, wurde an der Seite ihres Mannes gebraucht. Stellvertretend für beide repräsentierte Sebastian Winkler den Betrieb immer häufiger nach außen, war intern und extern Ansprechpartner, kümmerte sich um die Auftragsabwicklung. Eine enorme Herausforderung für den damals 32-Jährigen – aber auch eine Aufgabe, an der er wachsen konnte, wie er heute resümiert.
Komplettausstattung in der Römergarten Senioren Residenz: Konfektion und Montage von Schienen, funktionalen Textilien, Stoffrollos, Folierungsarbeiten, Flächengardinen und Plisseeanlagen.
Nach dem Tod von Hans Peter Schranz im Jahr 2017 wurde Sebastian Winkler in die Geschäftsführung berufen, die er sich mit Karin Schranz teilte. Schrittweise gingen in der Folgezeit Unternehmensanteile an ihn über, 2020 wurde er alleiniger Geschäftsführer und zwei Jahre später übernahm er die Firma schließlich vollständig.
Wertschätzender Umgang mit Mitarbeitern
Mit zunehmender Verantwortung wuchsen auch die Anforderungen an den neuen Chef: Gewachsene, zum Teil patriarchalische Strukturen mussten aufgebrochen und gewohnte Abläufe neu gedacht werden. Alles mit dem Ziel, den Workflow im Unternehmen zu optimieren. Frühzeitig erkannte Sebastian Winkler dabei das Potenzial und den Wert einer auf Vertrauen basierenden Mitarbeiterführung. Auch das Thema Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern rückte er in den Blickpunkt, denn durch die Erkrankung des vorherigen Eigentümers war auf allen Ebenen Verunsicherung entstanden.
Strategisch und lösungsorientiert begegnete Winkler den anstehenden Herausforderungen. Dabei haben sich die Pädagogikseminare aus dem Studium und zwei Führungskräfteseminare der Industrie- und Handelskammer als äußerst hilfreich erwiesen. Sein Leitprinzip lautet: Vertrauen durch einen respektvollen Umgang mit den Mitarbeitern aufbauen. Er legt Wert darauf, die Leistungen und Stärken seiner Teammitglieder zu erkennen und zu schätzen. Denn Vertrauen und Wertschätzung sind die unverzichtbare Grundlage für eine effektive Mitarbeiterführung – Winkler lebt das im täglichen Umgang mit seinen neun Angestellten.
Ein wichtiger Baustein in der Mitarbeiterführung ist außerdem die offene und transparente Kommunikation, wie Sebastian Winkler betont. Dieser Grundsatz wird konsequent in die Praxis umgesetzt, indem die Bürotür stets für die Mitarbeiter offen steht. Nahbarkeit und Ansprechbarkeit seien essentielle Voraussetzungen einer konstruktiven Unternehmenskultur. Der regelmäßige Austausch mit den Mitarbeitern ist fester Bestandteil der Routine, wobei Sebastian Winkler wöchentliche Teammeetings eingeführt hat, um gemeinsam alle relevanten Themen zu besprechen.
Aus eigenen Erfahrungen gelernt
„Die Einführung von mehr Transparenz in sämtlichen Abläufen gewährleistet, dass sich alle Mitarbeiter als gleichwertiger Teil eines größeren Ganzen fühlen“, erläutert der Preisträger. Ein festes Führungskonzept habe er nicht gehabt, stattdessen habe er viele Entscheidungen intuitiv getroffen. Bereits während seiner Ausbildung bemerkte er Unzulänglichkeiten und Fehler in der Mitarbeiterführung, die er in seinem eigenen Unternehmen nicht wiederholen wollte. Die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Betrieb ist für ihn von entscheidender Bedeutung. Eine Voraussetzung dafür sei, ihnen eigenverantwortliches Arbeiten zu ermöglichen.
Winkler hat Tankgutscheine für seine Mitarbeiter eingeführt, es gibt eine sogenannte Kaffee-Flatrate sowie kostenloses Obst und Süßigkeiten. Regelmäßig werden gemeinsame Unternehmungen organisiert, darunter Abende im Varieté, Besuche im Kino, in Freizeitparks oder von Messen. Mit Bonuszahlungen lässt er seine Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben: „Wenn es der Firma gut geht, soll es auch den Mitarbeitern gut gehen“, bringt er es auf den Punkt.
Perfektionismus im Detail: Im Start Up Campus der Heilbronner Dieter Schwarz Stiftung sorgen Akustikstoffe für eine räumliche Trennung der offenen Fläche. Wegen einer nicht tragenden Decke wurden die Schienen, eine Ausführung mit Sonderbiegung, an speziell gefertigte Streben montiert.
Als Team nach außen auftreten
Wichtig ist Winkler auch der geschlossene Auftritt des Teams nach außen. Auf Baustellen erscheinen die Mitarbeiter als Einheit. Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und Kommunikationsfähigkeit gehören ebenso zur Visitenkarte wie die handwerklich einwandfreie Arbeit, wozu jeder einzelne seine Fachkenntnisse und Ideen einbringt.
Auftraggeber und Mitarbeiter schätzen das gleichermaßen. Seit annähernd 20 Jahren ist GHS Schranz auf die Objektausstattung spezialisiert und dabei auf „alles, was ans Fenster gehört“, wie der Preisträger formuliert. Zu den Kunden zählen vornehmlich Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheime, Kliniken und deren Träger sowie Architekten.
Für die Zukunft wünscht sich Sebastian Winkler, dass sein Team gesund bleibt und dass die Mitarbeiter weiterhin motiviert sind, Teil des GHS Schranz Teams zu sein. Besonders stolz ist er auf seinen Mitarbeiter Ezat Neamati, der kürzlich seine Meisterprüfung bestanden hat. Ein schönes Beispiel für gelebte Integration, denn Neamati ist aus Afghanistan geflüchtet, hat Deutsch gelernt und dann seine Ausbildung zum Raumausstatter begonnen. „Wir sind ein tolles Team, denn wir begegnen uns auf Augenhöhe und leben Zusammenhalt und Integration und wir haben Spaß und Freude an unserer Arbeit, jeden Tag aufs Neue“, freut sich Winkler.
Michaela Fischer
Vorbildliche Übernahme des Jahres 2024