Oschwald - Vorbildlicher Generationswechsel 2012
Oschwald – Natürlich schönes Wohnen, Waldkirch
Vorbildlicher Generationswechsel
Die Wurzeln von Oschwald ABC der Wohnidee reichen bis in das Jahr 1897 zurück. Heute gehört das Unternehmen zu den führenden Raumausstattern im südbadischen Raum und auch die Zukunft ist gesichert. Nach Studium und Leitungsfunktion in einer Stuttgarter Warenhauskette ist Dirk Oschwald ins heimische Waldkirch zurückgekehrt. Sein Vater zieht sich nach und nach aus dem operativen Geschäft zurück und überlässt es der vierten Generation, das Unternehmen für den Wettbewerb mit Discountern und Möblern fit zu machen. Dabei stehen die Eltern dem Junior nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite. Ein „Vorbildlicher Generationswechsel“, meinten der FHR und Tarkett – die Jury schloss sich diesem Urteil an.
Die Nachfolgeregelung vorbildlich gelöst: Inhaber Wilfried Oschwald übergab den Stab an seinen Sohn Dirk. Mit dem 37-Jährigen ist jetzt die vierte Generation in der Geschäftsführung aktiv.
Nachfolgeregelungen in Familienunternehmen gestalten sich vielfach schwierig. Manchmal müssen traditionsreiche Geschäfte sogar ganz schließen. Nicht so bei Oschwald – Natürlich schönes Wohnen in Waldkirch. Das Raumausstatter-Fachgeschäft von Wilfried und Veronika Oschwald gilt als eines der führenden Häuser im südbadischen Raum und hat unlängst seine Nachfolge ganz familiär gelöst. Der 37-jährige Dirk Oschwald ist jetzt als kaufmännischer Leiter in der Geschäftsführung des elterlichen Betriebs aktiv. „Mit unserem Sohn steht nun bereits die vierte Generation in der Verantwortung. Das ist im Handwerk schon etwas Besonderes“, meint Seniorchef Wilfried Oschwald, der „froh und zufrieden“ über den Stabwechsel ist. Die Familie als fester Stamm des Unternehmens und die Verwurzelung in der Region seien Fundamente, die Vertrauen schafften, bei Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern. „Unser geschäftliches Handeln ist nachhaltig angelegt und basiert auf Kontinuität“, ergänzt Dirk Oschwald. Zur Orientierung der Kundschaft wurde bereits frühzeitig über den Generationswechsel in der Lokalpresse informiert.
Mit über 5 Mio. EUR Umsatzvolumen im Jahr 2011 und 36 Beschäftigten bleibt der etablierte Vollsortimenter buchstäblich auf dem Boden. Denn Textil- und Hartbeläge sowie Parkett machen gut 70 % des Umsatzes aus. Weiterhin im Angebot sind ausgewählte Gardinen-, Deko- und Polsterstoffe, Sonneschutz, Wohnaccessoires und Einzelmöbel in Designqualität, die auf zwei Etagen der insgesamt 2.000 m² großen Ausstellungsfläche gekonnt präsentiert werden. Hinzu kommen nochmals 2.000 m² für Verwaltung, Werkstatt und ein Hochregallager, wo unzählige Parkettpaletten zur Verlegung bereitstehen, zum Beispiel in Wohnanlagen, Gewerbeimmobilien oder öffentlichen Gebäuden. Das Objektgeschäft steuert rund 60 % zum Jahresumsatz von Oschwald bei.
Der Weg des Juniorchefs in die Nachfolge war nicht geradlinig vorgezeichnet. Es gab eine Phase „außerhalb von Waldkirch“, die Vater und Sohn die Möglichkeit bot, den Generationswechsel vorzubereiten. „Ein Familienbetrieb ist Fluch und Segen zugleich“, meint Dirk Oschwald. Man könne zwar schalten und walten, wie man wolle, lasse aber manchmal die notwendige Objektivität vermissen. „Mir war enorm wichtig, erst einmal fremde Luft zu schnuppern.“ Nach einer Ausbildung zum Raumausstatter im elterlichen Geschäft, absolvierte er an der Universität Nürnberg ein Betriebswirtschaftsstudium. Anschließend war der Diplom-Kaufmann in leitender Position bei einer renommierten Stuttgarter Warenhauskette tätig und konnte dort viele Erfahrungen sammeln, „bewusst mit Abstand zu Betrieb und Branche“. Schließlich fiel die endgültige Entscheidung, daheim im Elztal Verantwortung zu übernehmen – für die Bereiche Finanzen, Personal, EDV, Einkauf, Werbung sowie den Ausbau „Neue Märkte“. Speziell an die steigenden Anforderungen in der Organisation von Arbeitsprozessen und EDV-Aufgaben könne sich die neue Generation leichter anpassen.
Die Geschicke von Oschwald leitet aber nicht allein die Familie. Frühzeitig wurde ein junger, externer Manager für die Leitungsebene eingestellt. Gerhard Hörmann, Schreinermeister und studierter Volkswirt, bildet die zweite Hälfte der Geschäftsführung. Er ist in der Doppelspitze zuständig für alle Objektaufträge und hat die Gesamtbauleitung inne. Dirk Oschwald äußert sich positiv über die Tandem-Lösung: „Wir arbeiten partnerschaftlich im Team zusammen.“ Bei schwierigen Entscheidungen seien auch die Eltern gern Ratgeber.
Das Unternehmen Oschwald – Natürlich schönes Wohnen liegt verkehrsgünstig nahe der Ausfahrt einer Bundesstraße, 15 Autominuten von Freiburg entfernt. Das Haupteinzugsgebiet umfasst rund 300.000 Einwohner. Vor sechs Jahren wurde die Ausstellungsfläche glatt verdoppelt und um einen modernen Holz-Glas-Anbau ergänzt, der architektonisch das Angebotsprofil wiedergibt: die Verbindung von Natur und Design.
Ladendekoration sowie Einkauf und Zusammenstellung des heimtextilen Sortiments ist das Metier von Veronika Oschwald, die ein Auge darauf hat, „dass der Laden immer top dasteht“. Deko- und Gardinenstoffe, innenliegender Sonnenschutz und Markisen tragen rund 20 % zum Jahresumsatz bei, 10 % entfallen auf Polsterarbeiten. Lieferanten sind namhafte Stoffhersteller wie etwa Nya Nordiska, Jab Anstoetz, Creation Baumann, Drapilux, Zimmer + Rohde. Als Mitglied bei der Einkaufs- und Marketingkooperation Fachhandelsring (FHR) in Harthausen profitieren die Oschwalds von günstigen Konditionen und können sich mit anderen Anschlusshäusern austauschen.
Wilfried Oschwald hat sich inzwischen schrittweise aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, betreut aber noch „ganz bestimmte Kunden“. Der Seniorchef lässt die über 100-jährige Historie und sein eigenes Wirken im Gespräch Revue passieren: Entstanden ist der Betrieb aus einer Sattlerei, die Großvater Rudolf Oschwald 1897 im 15 km entfernten Elzach gründete und Ende der 1930er Jahre an Sohn Fritz übergab. Dessen Nachfahren sind unterschiedliche Wege gegangen, ein Familienzweig ist in Elzach geblieben, der andere hat sein Quartier in Waldkirch aufgeschlagen. 1979 eröffnete Wilfried Oschwald zuerst das Einrichtungshaus „ABC der Wohnidee“ und errichtete schließlich sieben Jahre später das Domizil am heutigen Standort im Handels- und Gewerbegebiet Waldkirch. Gemeinsam mit Frau Veronika hat er ausgetretene Pfade verlassen: „Als Kaufmann bin ich anders an die Materie herangegangen als ein typischer Raumausstatter. So haben wir uns schon sehr früh dazu entschlossen, Parkett in unser Angebot aufzunehmen.“
Die Langschals werden am Fenster dekoriert. Das Tageslicht erleichtert die Auswahl von Farbe und Dessin bei Deko- und Gardinenstoffen.
Den Impuls für die aktuelle Ausrichtung als Spezialist für natürlich schönes Wohnen lieferte indes das zweite Standbein: die Oschwald Boden aus Natur GmbH. Mit der Zweitfirma verfügt das umtriebige Familienunternehmen über eine eigene Teppichbodenproduktion samt Vertrieb. Aushängeschild ist die Premium-Kollektion Geysira mit Wolle von Schafen aus Island, „gewaschen im Dampf der Geysire“ und in den reinen Naturfarben belassen. Die Herstellung der „ökologisch einwandfreien“ Naturbodenbeläge erfolge ohne Chemie. Als Pionier auf diesem Gebiet wurde Oschwald mit Öko-Zertifikaten und Testsiegen ausgezeichnet. Der Mitbegründer einer Biobaugenossenschaft in Freiburg entwickelte die Schurwollteppiche und brachte sie Anfang der 1990er Jahre erstmals auf den Markt. „Die Hälfte unserer Kunden, die Teppichboden für ihren privaten Bedarf kaufen, entscheiden sich für Ware aus der Naturboden-Kollektion“, verweist der 69-jährige Wilfried Oschwald auf das Alleinstellungsmerkmal. Ansonsten gibt es eine Katalogauswahl an Teppichböden, zum Beispiel von Dura, Vorwerk und Anker. Ganz klar dominiert jedoch innerhalb der Kernsparte Bodenbeläge mit einem Anteil von 70 % das Parkett. Der Hauptlieferant ist Tarkett.
In einer Wettbewerbssituation, die von Discountern und Möbelhausketten geprägt ist, gibt es für Nachfolger Dirk Oschwald viel zu tun. Er hat schon die Fühler in das angrenzende Frankreich und in die Schweiz ausgestreckt. „Wir stellen uns der Internationalisierung – fair hergestellte und gesunde Wohnmaterialien sind gefragt.“ Dahinter steht auch die Überlegung, neue und jüngere Kunden an das Unternehmen zu binden. Die Geschäftsführung kann dabei auf einen Werbeetat von rund 140.000 EUR pro Jahr zurückgreifen. Digitaler Service im Internet mit Online-Shop und Architektenportal auf der Homepage sprechen solche Zielgruppen an. Aufmerksamkeit brachten auch schon verschiedene spektakuläre Aktionen, wie zum Beispiel das Verlegen des roten Teppichs anlässlich der Fußball-WM in Leipzig oder der längste rote Teppich der Welt, der einen Eintrag ins Guinness Buch der
Rekorde brachte – verlegt in Waldkirch.
Vorbildlicher Generationswechsel des Jahres 2012