Wörner Raumausstattung GmbH & Co. KG - Vorbildlicher Generationswechsel 2014
Wörner Raumausstattung, Pfullingen
Kompetenzen klar verteilt
Behutsam vollzieht sich der Generationswechsel bei Wörner Raumausstattung in Pfullingen. Die beiden Söhne sind schon seit Jahren als geschäftsführende Mitgesellschafter im Betrieb und haben sich die Aufgabenbereiche mit ihren Eltern klar aufgeteilt. Bis sich die Senioren endgültig zurückziehen, wird die Firma noch modernisiert. Die Jury sieht darin einen „vorbildlichen Generationswechsel.“
Das geräumige Geschäftshaus mit Laden befindet sich in der Kurzen Straße, nur wenige Gehminuten von der Pfullinger Fußgängerzone entfernt.
Wenn wir keine Nachfolger gehabt hätten, dann wäre der bisherige Modus für uns ausreichend gewesen“, beschreibt Helmut Wörner die Situation, als seine beiden Söhne Christoph und Stephan kurz vor der Jahrtausendwende erklärten, Raumausstatter lernen und in den elterlichen Betrieb einsteigen zu wollen. Der bisherige Modus, das war eine Nebenerwerbsfirma mit Showroom, gegründet zusammen mit seiner Frau Susanne Mitte der 1990er Jahre im schwäbischen Pfullingen.
Rückblickend sieht der 57-jährige Raumausstattermeister die Entscheidung seiner Sprösslinge als Initialzündung: Er kaufte eine Immobilie, setzte auf Expansion und stellte schon frühzeitig die Weichen für die zweite Inhabergeneration. Seit der Änderung der Gesellschaftsform in eine GmbH & Co. KG im Januar 2012 sind Christoph, Stephan und Helmut Wörner geschäftsführende Gesellschafter.
Der Fachbetrieb beschäftigt aktuell 11 Mitarbeiter in Vollzeit. Das geräumige Geschäftshaus – eine ehemalige Remise – befindet sich in der Kurzen Straße, nur wenige Gehminuten von der Fußgängerzone entfernt. Im Erdgeschoss lädt ein schmucker Laden auf 110 m² Verkaufsfläche zur Produktauswahl. In dem Gebäude sind auch die Polsterwerkstatt und das Nähatelier untergebracht, ebenso gibt es einen Raum für Schreinerarbeiten und ein großes Lager. Das Obergeschoss wurde als Wohnung ausgebaut.
Christoph und Stephan Wörner wussten bereits früh, dass sie Raumausstatter werden wollten. Die bunte Warenwelt der Heimtextilien fanden die beiden schon als Grundschulkinder aufregend. Als Jugendliche arbeiteten sie samstags und in den Ferien im Betrieb mit und machten dabei die ersten praktischen Erfahrungen. „Wir haben immer schon Spaß an dem Beruf gehabt“, sind sich die beiden Juniorchefs von Wörner Raumausstattung heute einig. „Wir sind einfach so hineingewachsen.“ Die Eltern bestätigen das Faible des Nachwuchses für die Innenraumgestaltung: „Unsere Söhne haben aus eigenem Antrieb ihre Berufswahl getroffen. Wir sind sehr froh, dass sie den Betrieb einmal weiterführen werden.“
Ihre Lehre haben die Juniorchefs nicht beim Vater im Betrieb gemacht, wohl aber den Meister. Stephan Wörner (29) ist außerdem Betriebswirt im Handwerk (HWK) und hat den Bachelor im Managementstudiengang Business of Administration. Derzeit ist er im Master-Studiengang der Steinbeis-Hochschule Berlin eingeschrieben. Die Vorlesungen finden blockweise in Stuttgart statt.
Wörner Raumausstattung hat sein modern ausgerichtetes Sortiment in gehobener Mittelpreislage positioniert, mit Abrundung nach unten und oben.
Seinem Bruder Christoph Wörner (30) liegt eher das Praktische, so dass er auch seine Lehrgänge entsprechend ausgerichtet hat. Der Jungmeister nimmt als Mitglied des Meisterprüfungsausschusses der Handwerkskammer in Stuttgart die einschlägigen Prüfungen ab. Ferner hat er sich zum Ziel gesetzt, zum öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für das Raumausstatter-Handwerk berufen zu werden.
Die Aufgabenteilung im Unternehmen ist klar geregelt. Christoph und sein Vater teilen sich die Verantwortung für den handwerklichen Bereich und haben ein Auge darauf, dass die Arbeiten auf der Baustelle kompetent ausgeführt werden, vom Bodenlegen und der Sonnenschutz-Montage bis zur Vorhangdekoration. Zudem kümmern sie sich um das Objektgeschäft. Stephan und seine Mutter managen den Ladenverkauf sowie das administrative Feld: Büroarbeiten, Betriebsorganisation und Buchhaltung.
Seit Kurzem ist Stephan Wörner auch in einer Erfa-Gruppe der Home Trendberater aktiv und empfindet den Austausch mit anderen Anschlusshäusern der Kooperation als sehr ergiebig. Dem Einkaufsverband ist der Vater schon kurz nach der Firmengründung beigetreten, um sich durch Werbung, Weiterbildung und Zentralfakturierung unterstützen zu lassen.
Neue Besen kehren gut, heißt es und das zeigt sich auch an dem Engagement, mit dem Stephan und Christoph Wörner in der Firma ans Werk gehen. Sie hinterfragen Strukturen und sind offen für Neues. So wurde jüngst ein elektronisches Zeiterfassungssystem eingeführt. Damit lasse sich jetzt exakt nachvollziehen, wie lange ein Mitarbeiter für eine Arbeitseinheit benötige. Aufträge ließen sich künftig besser kalkulieren als mit den Rapportzetteln aus der Vergangenheit.
Auch der Wareneingang wurde optimiert. Produktlieferungen werden nun über ein iPad erfasst, das Büro erhält eine direkte Meldung und kann zeitnah mit dem Kunden einen Montagetermin ausmachen. Früher notierten die Mitarbeiter die angelieferte Ware auf einer Tafel im Lager, doch die Weiterleitung zur Terminabsprache sei dann manchmal vergessen worden.
Im Service setzt die Firma Wörner jetzt auch neue Standards. So ist der Betrieb inzwischen von der Initiative „Geschulter Fachbetrieb ServicePlus“ zertifiziert. Sie bescheinigt besonders seniorenfreundliche und behindertengerechte Serviceleistungen.
Bei der Kundschaft von Wörner Raumausstattung handelt es sich vornehmlich um Zweiteinrichter ab dem 40. Lebensjahr. Doch auch immer mehr junge Menschen kaufen bei dem Fachhändler. „Das sind oft Häuslebauer, die Wert auf nachhaltige, langlebige Qualitätsprodukte legen“, hat Stephan Wörner beobachtet.
Insgesamt umfasst die Kartei 5.000 Adressen. Neukunden finden oftmals über Empfehlungen den Weg ins Geschäft. Das Einzugsgebiet reicht in einem Radius von 40 km um die 18.000 Einwohner-Stadt Pfullingen im Regierungsbezirk Tübingen.
Wörner hat sein Sortiment in gehobener Mittelpreislage positioniert, mit Abrundung nach unten und oben. Hauptumsatzträger sind Bodenbeläge mit einem Anteil von 40 %, gefolgt von Gardinen, Deko- und Möbelstoffen mit 25 %, Sonnen- und Insektenschutz (20 %) sowie Polsterarbeiten (15 %). Hauptlieferanten sind die Großhändler Veeser und Lotter sowie der Sonnenschutz-Hersteller MHZ, die rund die Hälfte des Einkaufsvolumens abdecken.
Ein Alleinstellungsmerkmal besitzt der Fachbetrieb mit Spanndecken, die seit vier Jahren geführt werden. Die PVC-freien Verkleidungen mit Clipso-System für Decke und Wand seien eine schnelle und kostengünstige Alternative beispielsweise zu aufwändigen Rigipsarbeiten. Auch für die Montage dieser Produkte hat das Brüderpaar einen Lehrgang gemacht. „Wir legen Wert auf Individualleistungen statt Fertigprodukte anzubieten, die der Heimwerker selbst verarbeiten kann“, erklärt Christoph Wörner die Strategie.
Strategische und auch alle anderen Entscheidungen trifft die Familie gemeinsam und einstimmig. Diskutiert werden die Probleme und Ideen beim Feierabendbier nach Geschäftsschluss. Es sei wichtig, geschlossen aufzutreten und eine einheitliche Linie zu verfolgen. Das hat auch den beiden Junioren geholfen. Denn weil langjährige Mitarbeiter sie schon als Kinder kannten, war es nicht unbedingt leicht, als Vorgesetzter akzeptiert zu werden. „Wir mussten schon ein paar Jahre kämpfen“, gibt Stephan Wörner offen zu.
Doch inzwischen hat sich die Sache eingespielt und so können die Eltern schon über den behutsamen Rückzug aus dem Betrieb nachdenken. Wenn Helmut Wörner das Rentenalter erreicht hat, will er auf jeden Fall weniger arbeiten. „Wir möchten helfend zur Seite stehen, aber kein Hemmschuh für unsere Nachfolger sein“, ist er sich mit seiner Frau einig.
Vorbildlicher Generationswechsel des Jahres 2014