Clemens Märk GmbH & Co. KG - Vorbildliche Abteilung Deko und Gardine 2016
Clemens Märk, mc² wohnraum, Hohenems
Weniger ist mehr
Seinen eigenen Weg geht Clemens Märk bei der Präsentation von Deko- und Gardinenstoffen. Bei der Erweiterung seines Geschäftes im österreichischen Hohenems hat er die Musterkoffer hinter Schiebewänden verschwinden lassen. An deren Fronten kann er die Textilien großflächig präsentieren. Unterstützt hat ihn dabei Jab Anstoetz. Der Lieferant konnte die Mehrheit der Jury mit seinem Vorschlag für die Vorbildliche Abteilung Deko + Gardine überzeugen.
Als Clemens Märk 2014 für den Familienbetrieb im österreichischen Hohenems die Chance erhielt, benachbarte Räume zu erwerben, griff er zu. Das war das Startsignal für eine komplette Neugestaltung des gesamten Geschäftes. Mit Planungshilfe des Lieferanten Jab Anstoetz entstand ein zeitgemäßes Ladenkonzept, das alle Sortimente übersichtlich, zugänglich und ohne die oft verwirrende Vielfalt darstellt.
„Dabei ist kein typisches Shop-in-Shop-System umgesetzt worden, bei dem eine Marke im Vordergrund stehen würde“, betont der Raumausstatter. „Ich war selber ständig vor Ort und auch meine Mitarbeiter haben Hand angelegt und beispielsweise die Böden verlegt und Wände gemalt.“ Das Ergebnis ist nicht nur eine um gut 100 auf 280 m² vergrößerte Ausstellungsfläche, sondern auch eine attraktive, stilvolle Atmosphäre für die verschiedenen Warengruppen. Gardinen, Vorhänge, Deko – die Vielfalt der Muster baumelt nicht mehr frei sichtbar auf Ständern und auch die Musterkoffer stehen nicht im offenen Regal. Alle Muster sind hinter leichten Schiebewänden verborgen, deren Front den Vorteil bietet, Stoffe großflächig zeigen zu können.
Marken wie Jab Anstoetz, Chivasso, Carlucci sind für Märk die farblichen Trendsetter. IP Design, Dedar, die Bielefelder Werkstätten und Objectflor gesellen sich hinzu. Teppichkoffer kommen von Jab Anstoetz, Tisca und Vorwerk. Tapetenbücher tragen die Namen Carlucci, Chivasso, Marburg und Rasch. Da sie nur bei Bedarf hervorgeholt werden, wirkt der Ausstellungsraum in dieser Abteilung aufgeräumt, fast wie ein Wohnraum, wo man als Gast gern am Tisch Platz nimmt.
Möbel gehören zum Sortiment
Der Tisch ist nicht nur der Platz für die Beratung, sondern auch käuflich zu erwerben. Die darum gruppierten Sitzgelegenheiten gehören zum Bereich Polstermöbel, der dank eigener Polsterwerkstatt zusammen mit Vorhängen und Böden (textile, elastische, Parkett, Kork und Laminat) zu den drei Hauptumsatzträgern des 1928 gegründeten Familienunternehmens zählt. Das übrige Angebot umfasst Teppiche, Innenbeschattung und Tapezierarbeiten. Nicht zu vergessen der Nähservice sowie ein Montagedienst mit vier eigenen Handwerkern unter dem Slogan „Innovatives Handwerk mit Tradition“. Und wie in einem Familienbetrieb üblich, sind die Mutter des Inhabers, Christl Märk (Verkauf), und seine Ehefrau Gerlinde Märk (Buchhaltung) mit von der Partie. Insgesamt neun Mitarbeiter erwirtschaften derzeit einen Jahresumsatz von rund 1,2 Mio. EUR.
Über seinen Namen (Märk, Clemens) ist der Inhaber auf die einsteinsche Energieformel MC² als Firmenlogo gekommen. Die hochgestellte „2“ stand ursprünglich für eine zweite Filiale, die bis vor gut einem Jahr mit Accessoires am Markt war. Dieses Geschäft ist allerdings Geschichte. Märk konzentriert sich ganz auf seine Raumausstattung in der Bahnhofstraße von Hohenems.
Im österreichischen Hohenems mit seinen 16.000 Einwohnern hat mc²-wohnraum seinen Standort. Auf der Höhe der Zeit: Die Produkte werden in kompletten Wohnwelten gezeigt.
Was Dekostoffe und Gardinen betrifft, die in Deutschland seit Jahren auf dem Rückzug sind, kann Clemens Märk aus Österreich berichten: „Das Volumen wird kleiner, aber der Umsatz ist eher gleich geblieben. Die Stoffe werden hochwertiger und teurer, aber nicht mehr in der Menge verkauft. Ein Kunde erwirbt etwa hochwertiges Leinen, denn bei uns ist die Innenarchitektur derzeit schlicht und modern. Da werden Stoffe gezielt, aber sehr reduziert eingesetzt. Früher hat man mit 100 % Stoffzugabe verkauft, was wirtschaftlich interessant war. Das ist heute aus architektonischen Gründen nicht mehr machbar."
Stammkunden statt Laufkundschaft
Vorarlberg ist das Einzugsgebiet. Clemens Märk deckt rund 100 km im Umkreis von Hohenems ab. Dazu zählt auch die Schweiz. Gern würde er dort mehr Aufträge ausführen, aber die Schweizer Vorgaben mit Arbeitsgenehmigung und der Verpflichtung zu Steuernummer und Steuerberater bei einem Umsatz ab 100.000 CHF würde zusätzliches Geld kosten. Privatkunden sind die Hauptauftraggeber des Raumausstatters in dem 16.000 Einwohner zählenden Ort. Auch kleinere Objekte von 500 bis 1.000 m² werden übernommen. Der Standort in der Innenstadt hat aber kaum Laufkundschaft. Die Besucher kommen gezielt, das Unternehmen ist alteingesessen. Parkplätze sind vor dem Haus. Märk: „Der Kunde entscheidet sich schon vorab für uns. Da geht es oft um Sympathie. Wenn er bei uns war, dann kauft er auch sehr oft.“
Vergleichbare Betriebe in der Region werden nicht als Konkurrenz betrachtet. Clemens Märk hat selber bei einem der anderen Unternehmen gelernt und bildet Söhne von Mitbewerbern aus. Wenn es um weitere Fragen und Gewerke geht, ist er zudem einem regionalen Handwerkernetzwerk angeschlossen. Und natürlich ermöglicht er seinen Mitarbeitern die Weiterbildung. „Bei speziellen Themen wie Montageschulung für Innenbeschattung oder im Fußbodenaufbau kommen die Hersteller zu uns ins Haus. Da können sie direkt auf bei uns bedeutsame Fragen eingehen.“
300.000 EUR investiert
In dem Familienbetrieb arbeitet die Seniorchefin Christl Märk im Verkauf.
Nach den rund 300.000 EUR Investition in den Geschäftsumbau hegt der Raumausstatter keine aktuellen Erweiterungswünsche. Auch mit der Sortimentsstruktur ist er zufrieden, die ein ganzheitliches Wohnambiente umfasst. „Ich glaube, dass der Fachhandel nur im hochwertigen Bereich überleben kann“, sagt Clemens Märk. Abverkauf ist seine Sache nicht, höchstens einmal bei Ausstellungsstücken unter den Polstermöbeln.
Auch das klassische Schaufenster hat er in seinem Geschäft nicht. Wer näher kommt, dem werden hinter großen Fenstern kleine Wohnwelten präsentiert. Innen merkt der Besucher sofort, dass sich mit dem Umbau die Beleuchtung der Produkte auch ohne spezielles Lichtkonzept verändert hat.
Früher gab es einen separaten Raum mit Resten, heute ist die Vielfalt der Kollektionen derart groß, dass die Kommissionen gezielt bestellt werden. Selbst im Objektgeschäft bleiben die Reste so minimal, dass sie später eher entsorgt werden. Daher hat Märk nur Ausstellungsware am Lager. Alles andere kommt „just in time“ von den Lieferanten. „Unsere Partner sind sehr lieferfähig. Das geschieht in fünf bis zehn Tagen und der Kunde hat von seiner Planung her ohnehin einige Wochen Vorlauf.“
Weihnachtskarten versendet der Raumausstatter zwar nicht, aber einmal jährlich gestaltet er eine zwei- bis dreitägige lokale Ausstellung. Zuletzt fand sie außerhalb statt, soll 2016 aber in den neuen Ladenräumen durchgeführt werden. Zur eigenen Information besucht Clemens Märk die großen Branchenmessen in Frankfurt und Köln und liest Fachmagazine. Regelmäßig wirbt er in regionalen Printmedien und schaltet auch mal ein Banner bei einem Online-Portal.
Im Internet präsent
Die eigene Webseite hat keinen Onlineshop. Aufgebaut ist sie wie eine Imagebroschüre. Einfachheit und Übersichtlichkeit stehen im Fokus. Dem Kunden werden die handwerklichen Fähigkeiten gezeigt, er sieht die Lieferanten und kann zu deren Seiten wechseln. Auch die Mitarbeiter sind abgebildet. Märk: „Mit Preisen hinterlegt haben wir nur Polstermöbel aus der Ausstellung, im Stoffbereich und Boden wäre das zu vielseitig und ist daher nicht möglich.“ Über eine Kontaktseite kann der Kunde Verbindung aufnehmen. „Das passiert nicht täglich, aber immer wieder.“
So bleibt das Verhältnis zum Verbraucher ein recht persönliches. Die Erstberatung findet meist im Geschäft statt, dann geht es mit den Mustern vor Ort. Clemens Märk: „Es gibt auch Leute, die einen direkt zu sich bestellen. Dann erscheine ich aber immer erst ohne Muster, denn es gibt zu viele Möglichkeiten. Ich versuche im Gespräch herauszufinden, was der Kunde möchte und komme im zweiten Schritt mit drei oder vier Vorschlägen, die ich sehr kompakt vorlegen kann.“ Früher sei die Vorarbeit bis zum Kauf einfacher gewesen. „Da hat der Kunde im Geschäft ausgesucht und dann ging es nur darum, bei ihm auszumessen.“
Fragt man Clemens Märk, der 1997 seine Meisterprüfung absolviert hat, nach grundsätzlichen Problemen mit dem Marktgeschehen oder mit Lieferanten, dann zuckt er die Schultern: „Wir haben keine Angst vor der Zukunft. Es mag nicht leichter werden, aber Sorgen machen wir uns nicht.“
Vorbildliche Abteilung Deko und Gardine des Jahres 2016