31.01.2024

VDPM: Dreiklang für klimafreundliche Gebäude forcieren

Firmeninfos
Rechtsanwalt Lars Jope leitet seit Mai 2023 den Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) als neuer Hauptgeschäftsführer. Bei einem Besuch in der FussbodenTechnik-Redaktion im Januar 2024 berichtete der 49-Jährige von den Schwerpunkten seiner Tätigkeit und was der Verband in Zukunft plant.

FussbodenTechnik: Herr Jope, Sie können eine langjährige Karriere in der Verbandsarbeit vorweisen. Zuletzt waren Sie in führender Position beim Verband der Messdienstunternehmen tätig. Worin besteht der Reiz der neuen Aufgabe beim VDPM für Sie?

Lars Jope: Die Bauwirtschaft steht vor einer großen ökologischen Transformation: Themen wie Klimaschutz und Energieeffizienz stehen dabei ebenso im Fokus wie Nachhaltigkeit. Für eine erfolgreiche Umsetzung dieser Themen braucht es einen engen Austausch innerhalb der Mitgliedschaft und mit den Partnern sowie den intensiven Dialog mit politischen Entscheidungsträgern. Diesen will ich gerne vorantreiben. Das reizt mich an der neuen Aufgabe. Als zugelassener Rechtsanwalt mit den Schwerpunkten Energie- und Klimaschutzrecht bringe ich im Bereich Energieeffizienz zudem viel Fachwissen mit.

Über mein jahrzehntelang aufgebautes Netzwerk im politischen Berlin habe ich von der Möglichkeit erfahren, beim VDPM Verantwortung zu übernehmen. Da brauchte ich nicht lange zu überlegen. Durch meine bisherige Verbandsarbeit bestanden bereits Kontakte zum VDPM.

FT: Sie nannten Nachhaltigkeit als eines der großen Zukunftsthemen der Branche. Was sind hierbei konkrete Maßnahmen des VDPM?

Jope: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind für unsere Branche inzwischen zu allgegenwärtigen und bestimmenden Themen geworden. Im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsprojekts „Ressourcen der Zukunft für Dämmsysteme, Putz und Mörtel“ konnte als erster Teil eine wissenschaftliche Studie abgeschlossen werden. Wir erwarten hierzu einen Bericht vom Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) im Laufe des ersten Quartals 2024. Die Studie soll einen Überblick darüber verschaffen, wie unsere Branche hierzu bereits aufgestellt ist und wie unsere Produkte schon jetzt zur Umsetzung dieser wichtigen Themen beitragen.

Zudem haben wir unsere Initiative waerme-schuetzen.de ins Leben gerufen, die darüber informiert, wie sinnvoll eine Dämmung ist. Wir liefern dabei gute Argumente für die energetische Modernisierung. Diese lohnt sich vor allem in Zeiten, in denen die Energiepreise ja noch weiter nach oben gehen werden. Wenn ein Gebäude niedertemperatur-ready ist, ist es in der Lage, andere Heizungstechnologien zu nutzen, die weniger Energie verbrauchen. Mit der Kampagne richten wir uns gezielt an diejenigen, die Wärmeschutz an der Fassade realisieren wollen und diejenigen, die entsprechende Systeme unserer Mitgliedsunternehmen professionell einbauen können – also Gebäudeeigentümer und Fachhandwerker.

Für mich geht es darum, Nachhaltigkeit mit Leben zu füllen. Der VDPM hat eine Roadmap Klimaneutralität 2045 veröffentlicht, die zeigt, wie unsere Mitgliedsunternehmen diese Ziele erreichen wollen.

FT: Um einen Bezug zur Leserschaft von FussbodenTechnik herzustellen: Was leistet der VDPM in der Kommunikation Richtung Fachhandwerk?

Jope: Wir stehen in sehr engem Austausch mit dem Fachhandwerk, was man deutlich an dem erfolgreichen Fließestrichforum sieht. Die nächste Auflage richtet der VDPM zusammen mit dem Bundesverband Estrich und Belag (BEB) am 2. und 3. September 2024 in Fulda aus. Wir wollen es wieder schaffen, mit einem anspruchsvollen Vortragsprogramm wesentliche Akzente mit hohem inhaltlichem Nutzeffekt für die Teilnehmer zu erzielen – und so den Stellenwert dieses technischen und kommunikativen Branchenereignisses weiter zu erhöhen. Über die geplanten Inhalte werden wir frühzeitig informieren.

Auch die Arbeit in Fachgremien hat uns enger zusammengeschweißt. Zwischen VDPM und dem BEB herrscht meist Einigkeit. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die „Grünen Merkblätter“ des VDPM, die vielfältiges Branchen-Know-how – vor allem zu Calciumsulfat-Fließestrichen – kompakt und verständlich vermitteln. Genauso übrigens wie die Website www.pro-fliessestrich.de. Fließestrich bietet für den Verarbeiter eine ganze Reihe an Vorteilen – neben der Technik geht es da auch um die Schonung seiner Gesundheit, da das Produkt im Stehen verarbeitet werden kann.

FT: Können Sie schon eine erste Bilanz seit Ihrem Amtsantritt beim VDPM im Mai 2023 ziehen?

Jope: Das bestimmende Thema seit meinem Amtsantritt ist die aktuelle Krise im Baugewerbe. Wir haben einen historischen Absatzeinbruch bei der Fassadendämmung zu verzeichnen. Der Absatz von Wärmedämm-Verbundsystemen ist im 3. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22,9 % eingebrochen. Angesichts dieser Entwicklung drohen spürbare Auswirkungen auf das Erreichen der Klimaneutralität im Gebäudebestand in Deutschland. Nur die notwendige Gleichrangigkeit von Wärmeschutz, Heizungstechnik und erneuerbaren Energien erhöht die Energieeffizienz im Gebäudebestand und ermöglicht das Erreichen der angestrebten Klimaziele. Es gilt, die Bedeutung dieses Dreiklangs in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik noch stärker hervorzuheben. Erneuerbare Energie, Wärmeschutz und Heizungstechnik wirken letztendlich verschränkt zusammen. Klimaschutz im Gebäudebestand darf nicht monothematisch behandelt werden.

FT: Warum wird derzeit weniger gedämmt und energetisch modernisiert als in den Vorjahren?

Jope: Die Ursachen sind – über das ganze Jahr betrachtet – vielfältig: Inflation, hohe Zinsen, Kostensteigerungen beim Material u. a. durch hohe Energiepreise. Die unsichere und unübersichtliche Fördersituation zählt ebenfalls dazu.

FT: Wie werden unter diesen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit aussehen?

Jope: Der VDPM möchte den Stellenwert bauwirtschaftlicher Themen generell und speziell den der energetischen Modernisierung im politischen Berlin erhöhen – das bleibt ein Fokusthema für uns. Dafür bündeln wir das Interesse unserer Branche und bringen unser Know-how durch unser Netzwerk an die Entscheidungsträger. Der VDPM ist ein technisch aufgestellter Verband, hier liegt unsere Kernkompetenz. Durch diesen Technikbezug haben wir klare Schnittmengen zu den Themen Klimaneutralität und Energieeffizienz. Hinzu kommen weitere Zukunftsthemen wie Innovationen und Recycling. Wir bündeln unser Interesse und unser Fachwissen in Berlin – und tragen beides durch unser Netzwerk an die politischen Entscheidungsträger heran.

Als Hauptgeschäftsführer engagiere ich mich als Kommunikator und Netzwerker, der die Entscheidungsträger zusammenbringt. Zudem obliegt mir die die Führung des Verbandes nach innen und außen – mit allem, was dazu gehört: seien es Personalthemen oder wirtschaftliche Fragestellungen.

FT: Die von Ihnen angesprochene Krise trifft viele Bereiche der Baubranche. So haben nicht nur die Hersteller von Wärmedämm-Verbundsystemen (WVDS) Probleme, sondern auch die Trockenmörtel-Produzenten. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Jope: Der Auftragseinbruch macht unseren Unternehmen zu schaffen. Es ist schwer vorherzusagen, wann diese Talsohle durchschritten sein wird. Unsere Prognosen zum Jahresende 2023 für Trockenmörtel gehen von einem Absatzeinbruch zum Vorjahr 2022 aus. Zumindest für das erste Halbjahr 2024 wird mit einem nochmals erhöhten Rückgang beim Trockenmörtel zu rechnen sein. Die komplette Jahresstatistik werden wir auf unserer Mitgliederversammlung am 18. und 19. April 2024 veröffentlichen, wenn uns die tatsächlichen Werte vorliegen.

Was die Entwicklung besonders kritisch werden lässt, ist, dass ja nicht nur die Zahlen im Neubau weggebrochen sind, sondern parallel auch die energetische Modernisierung im Bestand rückläufig ist – und das erstmalig, weshalb dieser Vorgang als historisch bezeichnet werden kann. Unsere Mitgliedsunternehmen bieten hervorragende, langlebige und somit nachhaltige Produkte an. Wenn wir von Förderung sprechen, dann sollte es ein konsequentes Angleichen der Förderung für Wärmedämm-Verbundsysteme mit der Förderung der Modernisierung von Heizungstechnik geben.

FT: Da Sie eben die VDPM-Mitgliederversammlung in Berlin ansprachen – was werden die dortigen Schwerpunkte sein?

Jope: Thematisch werden wir die Notwendigkeit der energetischen Modernisierung trotz Baukrise aufgreifen und was es hierzu braucht. Neben dem Aufzeigen des politischen Umfeldes in Berlin für unsere Branche werden wir unseren Mitgliedern auch die wichtigsten Themen, Projekte und Inhalte aus den Bereichen Technik und Marketing präsentieren. Sehr wichtig für unsere Mitgliedsunternehmen ist bei dieser Veranstaltung natürlich auch das Netzwerken.

FT: Welche Rolle spielt der Europäischer Dachverband für Mörtel (EMO) bei den Aktivitäten des VDPM?

Jope: Wir arbeiten intensiv gemeinsam mit der EMO an den Details im Abstimmungsprozess der neuen Bauproduktenverordnung. Alle für unsere Bereiche regulativen Themen kommen weitestgehend von der EU-Kommission. Hier ist die EMO besonders wichtig, um uns über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen und bei der EU-Chemikalienverordnung REACH zu unterstützen. „Brüssel“ ist nicht so weit weg von unser aller Tagesgeschäft, wie manche vielleicht glauben. Deshalb ist es für uns als deutscher Verband auch wichtig, europäische Themen und Prozesse in unsere Branche zu kommunizieren – was aufgrund der mitunter langen Zeiträume bis zu konkreten Beschlüssen nicht ganz einfach ist.

Vita Lars Jope:

Der 49-jährige Lars Jope ist seit 1. Mai 2023 neuer Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM). Der Rechtsanwalt mit Schwerpunkten im Energie- und Klimaschutzrecht folgte auf Dr. Hans-Joachim Riechers, der sich Ende August 2023 nach 35 Jahren beim VDPM in den Ruhestand verabschiedet hat. Lars Jope war zuvor in diversen Leitungsfunktionen beim Verband der Messdienstunternehmen (ARGE HeiWaKo), beim internationalen Großhandelskonzern Metro und bei den Industrieverbänden der Energiewirtschaft (VIK) in Berlin und IFIEC Europe auf EU-Ebene in Brüssel tätig.

VDPM im Überblick:

Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) repräsentiert die führenden Hersteller von Fassadendämmsystemen und deren Zubehör, Außen- und Innenputzen, Mauermörtel und Estrich. Im Sinne seiner Mitgliedsunternehmen engagiert sich der VDPM für eine effiziente Interessenvertretung gegenüber der (Fach)Öffentlichkeit, der Politik sowie den Behörden und Institutionen auf deutscher und europäischer Ebene. Die Fachgremien des VDPM erarbeiten und bewerten dabei Grundlagen und Vorschläge zu Technik- und Umweltschutzthemen sowie zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. Sie beteiligen sich an Forschungsvorhaben und leisten Presse- und Normungsarbeit. Für Planer, Architekten und Bauherren stellt der VDPM eine Vielzahl herstellerneutraler Informationen zur Verfügung und fungiert als Ansprechpartner. Sitz des Verbandes ist Berlin.

Von Sebastian Musolf

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 VDPM: Dreiklang für klimafreundliche Gebäude forcieren
Foto/Grafik: SN-Verlag
Lars Jope besuchte am 9. Januar 2024 die FussbodenTechnik-Redaktion an der Alster in Hamburg und berichtete von seiner Arbeit als neuer Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM).
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Foto/Grafik: Knauf
Der VDPM kommuniziert die Vorteile des Einsatzes von Calciumsulfatfließestrich auf seiner Website www.pro-fliessestrich.de.
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Foto/Grafik: Simone M. Neumann
Lars Jope (rechts) folgte als VDPM-Hauptgeschäftsführer auf Dr. Hans-Joachim Riechers (links), der in den Ruhestand ging. In der Bildmitte ist der VDPM-Vorsitzende Christoph Dorn zu sehen.
 VDPM: Dreiklang für klimafreundliche Gebäude forcieren
Foto/Grafik: Simone M. Neumann
Der 49-jährige Lars Jope ist seit 1. Mai 2023 neuer Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM). Der Rechtsanwalt mit Schwerpunkten im Energie- und Klimaschutzrecht folgte auf Dr. Hans-Joachim Riechers, der sich Ende August 2023 nach 35 Jahren beim VDPM in den Ruhestand verabschiedet hat. Lars Jope war zuvor in diversen Leitungsfunktionen beim Verband der Messdienstunternehmen (ARGE HeiWaKo), beim internationalen Großhandelskonzern Metro und bei den Industrieverbänden der Energiewirtschaft (VIK) in Berlin und IFIEC Europe auf EU-Ebene in Brüssel tätig.
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Foto/Grafik: VDPM
Auf der neuen Website www.wärme-schützen.de informiert der VDPM über den engen Zusammenhang von Wärmeschutz, erneuerbaren Energien und Heizungstechnik.
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