31.05.2023
10 Jahre Initiative „Das ist Bodenhandwerk“
Firmeninfos
Der Fachkräftemangel bereitet dem Handwerk in Deutschland derzeit große Sorgen: Laut den großen Branchenverbänden fehlen rund 250.000 qualifizierte Mitarbeiter, 30.000 Lehrstellen blieben unbesetzt und bei 125.000 Betrieben ist die Nachfolge gefährdet. Gegen diese dramatische Entwicklung geht die Ausbildungsinitiative
„Das ist Bodenhandwerk“ nun seit zehn Jahren vor. Ihr Ziel ist die Nachwuchsgewinnung in den bodenverlegenden Berufen Boden-, Parkett- und Estrichleger sowie Raumausstatter. Zudem will sie deren Image in der Öffentlichkeit stärken und dafür sorgen, dass diese Ausbildungsberufe von Jugendlichen stärker wahrgenommen werden.
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens von „Das ist Bodenhandwerk“ fand am 21. April 2023 auf der Messe BAU in München eine Feierstunde mit Vertretern der Initiative und deren Förderern statt. Auf dieser Veranstaltung konnte Thimo Dätsch, Vorstandsmitglied des
Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF), zahlreiche Teilnehmer begrüßen. Es galt, auf das Erreichte zurückzublicken und Herausforderungen für die Zukunft zu benennen.
„Uns ist es gelungen, in diesen zehn Jahren rund 6.000 Bewerber in die Bodenbranche zu holen. Das ist ein großer Erfolg“, sagte Thomas Mix, Geschäftsführer der für die Initiative zuständigen Agentur DIM-Abteilung. Seine Mitarbeiterin Katja Schmidt, die Projektleiterin der Initiative, stellte die Aktivitäten von „Das ist Bodenhandwerk“ in den sozialen Medien genauer vor. Die Initiative ist
auf Facebook aktiv und hat dort mittlerweile rund 30.000 Follower. „Facebook wird heute vor allem von Erwachsenen und den Eltern der Azubis genutzt“, sagte Katja Schmidt. Azubis und Ausgelernte erreiche die Initiative daher besser über ihren Instagram-Kanal, der mehr als 2.200 Follower verzeichne. Auf dieser Plattform seien die 20- bis 30-Jährigen unterwegs. Jugendliche spreche „Das ist Bodenhandwerk“ über seinen neuen Tik Tok-Kanal an. Zentrale Plattform ist die Website
www.das-ist-bodenhandwerk.de.
Posting erreicht bis zu 150.000 Personen
„Unsere durchschnittliche Reichweite einzelner Postings liegt zwischen 30.000 und 150.000 Personen. Allgemein haben wir mit unseren Kanälen in den vergangenen zehn Jahren bereits ca. 4 Mio. Personen erreicht“, nannte Katja Schmidt beeindruckende Zahlen. Durch die innovative Nutzung von Bild- und Videomaterial konnte die Initiative mehr Content erstellen als diverse „Big Player“. So veröffentlichte sie seit dem Bestehen rund 1.100 Postings und
bis zu 200 Videoclips. Dabei begleiten die Social-Media-Experten die Azubis aus dem bodenverlegenden Handwerk auf ihre Baustellen und zeigen ihren Arbeitsalltag – sie wollen das Coole am Handwerk herausstellen. Die Videos werden mittlerweile nur noch im Hochformat (Reel-Form) aufgenommen, da sich die Social-Media-Kanäle komplett auf diese Darstellungsart spezialisiert haben. In der Regel dauern die Clips zwischen 20 und 30 Sekunden.
„Die Azubis können uns auch eigenen Content schicken, den wir auf unseren Kanälen veröffentlichen“, sagte die Projektleiterin. Und Thimo Dätsch vom Vorstand des BVPF wies die in München Anwesenden darauf hin, dass auch die Förderer die Postings der Initiative auf ihren eigenen Kanälen teilen können – für eine noch höhere Reichweite. Das neueste Social-Media-Projekt von Katja Schmidt und ihrem Team sind die „Azubi-Influencer“. Die Idee dabei: Auszubildende werben für den eigenen Beruf. „Das ist Bodenhandwerk“ bietet ihnen die Plattform, ihren Arbeitsalltag und Erfolgserlebnisse mit tausenden Menschen zu teilen – und so zum Boden-Influencer zu werden.
Betriebe können kostenlos Stellenanzeigen aufgeben
Eine sehr praktische Plattform für Handwerksbetriebe, um Nachwuchs zu finden, ist der Stellenfinder von „Das ist Bodenhandwerk“ in Kooperation mit Aubi-Plus. Auf diesem können die Unternehmen kostenlos ihre Stellenanzeigen veröffentlichen – zur erreichen unter
www.das-ist-bodenhandwerk.de/stellenfinder. Über den Stellenfinder gelang es, die oben genannten rund 6.000 Bewerber in die Bodenbranche zu holen. Die Plattform bietet diverse Bewerbungsmöglichkeiten, vor allem per E-Mail und als Interview über Whatsapp. „Umso detaillierter und sympathischer eine Stelle ausgeschrieben ist, umso beliebter ist diese. Der Betrieb kann über Angaben von Benefits, Unternehmens-Werte und Lohnhöhe hervorstechen“, gab Katja Schmidt nützliche Tipps.
Insgesamt können in dem Portal bis zu 350 Anzeigen gleichzeitig eingestellt werden. Die Anzahl der tatsächlich ausgeschriebenen Stellen bewege sich in der Regel im Bereich um die 200. Betriebe aus ganz Deutschland nutzen bereits den Stellenfinder, es gebe aber eine geografische Lücke in der Region zwischen Kassel, Göttingen und Magdeburg: Aus dieser Gegend liegen keine Stellenanzeigen vor. Daher gelte es, diese Lücke zu schließen.
Die Initiative betreibt zudem einen
eigenen Webshop und bietet über diesen Kleidung und Lifestyle-Produkte für Bodenhandwerker an. Damit kann jeder den Stolz auf seinen Beruf nach außen sichtbar machen. Die T-Shirts zieren Sprüche zu den jeweiligen Berufen – zudem gibt es diese mit Hero-Motiven, auf denen der Bodenhandwerker selbst zum Superhelden wird.
Außerdem bietet „Das ist Bodenhandwerk“ Workshops für interessierte Ausbildungsbetriebe an. In diesen wird vermittelt, wie Unternehmen Social Media für die Azubi-Gewinnung nutzen können.
Ausbildungszahlen im Handwerk um 2,3 Prozent gesunken
Die Rahmenbedingungen, unter denen die Initiative agiert, stellte Thomas Mix genauer vor. Er berichtete, dass die Ausbildungszahlen im Handwerk in Deutschland im Jahr 2022 um 2,3 % gesunken seien – auf insgesamt 127.400 geschlossene Ausbildungsverträge. „Seit Mitte August 2022 will das Handwerk mit einer bundesweiten Werbewelle dem Mangel entgegenwirken. Im Bereich Industrie und Handel stieg die Zahl der Neuverträge in der Jahresfrist hingegen um 2,9 % im Vergleich zum Vorjahr“, führte Mix aus.
Neben diesem Problem, müssen die Betriebe aus dem Bodenhandwerk bei der Nachwuchsgewinnung zudem mit Großkonzernen um potenzielle Azubis konkurrieren – etwa aus der Automobil- und Elektroindustrie. Auch seien die vier von der Initiative beworbenen Berufe nicht so in der Öffentlichkeit bekannt wie die des Mechatronikers oder Elektrotechnikers. „Viele junge Menschen und teilweise auch Mitarbeiter in Arbeitsagenturen kennen die Berufsbilder im Bodenhandwerk nicht“, berichtete Thomas Mix aus der Praxis.
Qualität der Bewerber lässt deutlich nach
Problematisch sei auch, dass die Qualität der Bewerber immer mehr nachlasse – sie verfügen oftmals über schlechte Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse: „Ein schrumpfender Talente-Pool lässt die Auszubildendenzahlen zurückgehen.“ Allerdings könne die Attraktivität der beruflichen Ausbildung durch bessere Rahmenbedingungen gestärkt werden: „Es gilt, die Betriebe mitzunehmen. Die Qualität der Wissensvermittlung an Schulen und Berufsschulen muss gestärkt werden. Ganz wichtig ist, den Azubis eine Perspektive aufzuzeigen – etwa den Weg in die berufliche Selbstständigkeit oder den einer Betriebsübernahme“, unterstrich Mix. Genau aus diesem Grund will die Initiative ein Schaubild herausbringen, das zeigt, welche weiteren Wege dem jungen Menschen nach einer Ausbildung im Bodenhandwerk offen stehen. So können sie sich später etwa zum Restaurator fortbilden. „Wir wollen damit auch schon bei Praktikanten ansetzen und sie über die Karrieremöglichkeiten im Bodenhandwerk informieren“, führte Mix aus. Visionen aufzeigen, Personen ansprechen – so laute die Devise.
Zu diesem Punkt meldete sich Christian Löher, Geschäftsführer des Fördermitglieds Bona, zu Wort: „Genau da müssen wir ansetzen. Wer Abitur hat, will nicht Handwerker werden. Dabei bietet das Handwerk so viele Möglichkeiten – bis hin zum Führen von akademischen Titeln. Wenn wir das noch stärker kommunizieren, erhalten wir auch wieder Bewerber, die rechnen können.“
Thomas Mix stellte den Anwesenden die Besonderheiten vor, die sie als Arbeitgeber bei der „Generation Z“ beachten müssen – also den zwischen 1995 und 2010 geborenen jungen Menschen: „Wir müssen die Angehörigen der Generation Z verstehen. Spaß am Beruf ist ihnen heute mit Abstand am wichtigsten, wenn sie sich für eine Ausbildung entscheiden.“ Ebenfalls seien die Sicherheit des Arbeitsplatzes und des Verdienstes für die Generation Z entscheidende Kriterien – viele streben daher eine Beamtenlaufbahn an. Die jungen Leute schätzen es, wenn ein Arbeitgeber schnell auf ihre Bewerbung reagiert und sie zu einem Vorstellungsgespräch einlädt. Zudem seien die Eltern für die Generation Z entscheidende Bezugspersonen: „Ein Ausbildungsbetrieb sollte die Eltern daher am besten gleich mit einladen“, riet Mix.
Generation Z lebt im virtuellen und realen Raum
Die digitale Welt habe für die heutigen Jugendlichen eine große Bedeutung – die Generation Z ist mit Handys und dem Internet aufgewachsen. „Ihr Alltag spielt sich sowohl im virtuellen als auch realen Raum statt. Ihr sozialer Austausch funktioniert stark online, sie verwenden andere Tools und kommunizieren anders. Sie lesen keine Zeitungen und Magazine, sondern verwenden Smartphone und Tablet“, erläuterte Thomas Mix. Zu weiteren Merkmalen der Generation Z gehören die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, und dass sie schwierig mit Leistungsdruck umgehen kann. Ausgeprägt sei das Streben nach Selbstverwirklichung.
Die bei der Feierstunde Anwesenden nahmen die Anregungen und Tipps in Sachen Social Media und Generation Z mit Interesse auf. Im Anschluss stießen alle in geselliger Runde auf das in den vergangenen zehn Jahren Erreichte an – und auf dass die Erfolgsgeschichte von „Das ist Bodenhandwerk“ weitergehen möge.
Geschichte von „Das ist Bodenhandwerk“:
Klaus Stolzenberger (Pallmann) vom Beirat der Ausbildungsinitiative blickte auf der Feierstunde in München darauf zurück, wie es zu der Gründung von „Das ist Bodenhandwerk“ kam: „Es ging eigentlich nicht 2013 los, sondern schon 2011. Vertreter aus dem Handwerk und des Zentralverbands Parkett und Fußbodentechnik (heute: Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik, BVPF) sowie aus der Industrie setzten sich in einem Arbeitskreis zusammen, um wichtige Zukunftsthemen des Handwerks zu identifizieren und aktiv anzugehen.“ Was ist los mit unseren Azubis? Wie geht es mit der Branche weiter? Das waren damals die zentralen Fragen. Als Top-Thema wurde das Problem ausgemacht, ausreichend geeignete Azubis fürs Bodenhandwerk zu finden. Als erste Maßnahme wurde gemeinsam mit der Initiative „Parkett im Klebeverbund“ (PIK) ein Video produziert, um auf die Ausbildung im Bodenhandwerk aufmerksam zu machen. „Uns wurde klar, dass wir eine langfristige und nachhaltige Kampagne brauchen“, betonte Stolzenberger.
Im Januar 2013 erfolgte die Präsentation des Projekts auf den Messen Domotex und BAU. Dank der Zusagen von anfangs zwölf Förderern konnte die Gründung der BVPF Service GmbH und des Beirats von „Das ist Bodenhandwerk“ erfolgen. Im Juni 2013 verabschiedeten die Beteiligten den Projektplan und im Januar 2014 ging die Website der Initiative online – mitsamt des Stellenfinders, in dem Handwerksbetriebe freie Ausbildungsplätze eintragen können. Gleichzeitig nahm „Das ist Bodenhandwerk“ seine Social-Media-Aktivitäten auf. Klaus Stolzenberger freute sich zudem, dass mit Christian Löher (Bona), Klaus Bauer (Fußboden Bauer), Dr. Norbert Arnold (Uzin), Werner Schwerdt (Sika) und Alexander Israel (Wulff) einige der Gründungsmitglieder von damals an der jüngsten Feierstunde in München teilnehmen konnten.
Sponsoren der Ausbildungsinitiative:
Folgende Unternehmen und Organisationen unterstützen die Initiative „Das ist Bodenhandwerk“ als Sponsoren: Amtico, Bauwerk Parkett, Böhmler, Bona, Bundesverband Estrich und Belag, Bundesfachgruppe Estrich und Belag im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Chemotechnik, Decor-Union, Domotex, Egger, Estrich Schlag, Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge, Frieser, Gerflor, GTF Freese Fußbodentechnik, Holzmann Medien, Industrieverband Klebstoffe, IVC Group, Kährs, Kiesel Bauchemie, Knauf Gips, Küberit, Lägler, Lanxess, Loba, Mapei, MKS Funke, Netzwerk Boden, Nora Systems, Pallmann, Project Floors, Room Reporter, Saint-Gobain Weber, Sika Deutschland/Schönox, SN-Verlag Hamburg (zu dem der FussbodenFuxx gehört), Stauf, Tarkett, Thomsit, Uzin Utz Group, Wakol, Wineo und Wulff.
Von Sebastian MusolfDer BTH-Heimtex Newsletter: Hier kostenlos anmeldenFoto/Grafik: SN-Verlag
Präsentierten die Erfolge der Initiative (von links): Thimo Dätsch (BVPF), Katja Schmidt und Thomas Mix (beide Agentur DIM-Abteilung) sowie Beiratsmitglied Klaus Stolzenberger (Pallmann).
Foto/Grafik: Das ist Bodenhandwerk
In ihrem Webshop bietet die Initiative stylische Artikel für Bodenhandwerker an – wie diese T-Shirts für die verschiedenen Berufe.
Foto/Grafik: Das ist Bodenhandwerk
Die Initiative gibt in Videoclips Einblicke in den Arbeitsalltag im Bodenhandwerk, etwa in den Beruf des Estrichlegers.
Foto/Grafik: Stolzenberger
Das Foto zeigt die Gründungsmitglieder des Beirats von „Das ist Bodenhandwerk“ im Jahr 2013. Vorne von links: Hans-Joachim Schilgen, Ralf Wollenberg, Peter Fendt, Michael Bergfeld und Jörg Schülein; hinten von links: Alexander Israel, Dirk Mayer-Mallmann, Christian Löher, Marco Fröhlich und Manfred Birkenstock. Es fehlt Klaus Stolzenberger.
Foto/Grafik: Das ist Bodenhandwerk
Auf zahlreichen Social-Media-Kanälen ist die Initiative aktiv – etwa auf Whatsapp.
Foto/Grafik: SN-Verlag
Thimo Dätsch (rechts vorne) vom BVPF-Vorstand konnte auf der Feierstunde am 21. April 2023 auf der Messe BAU in München zahlreiche Teilnehmer begrüßen.
Foto/Grafik: SN-Verlag
Auf der Feierstunde fand ein intensiver Austausch statt – hier zwischen Parkettlegermeister Klaus Bauer (links) und dem Vorstandsvorsitzenden des Fachverbands der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB), Volkmar Halbe.
Foto/Grafik: SN-Verlag
Stießen auf zehn Jahre „Das ist Bodenhandwerk“ an (von links): Sven Dornhege (Sika), Uwe Viebrock (FEB), Werner Schwerdt (Sika) sowie Maik Evers und Bernd Lesker (beide Mapei).
Foto/Grafik: SN-Verlag
Die Azubi-Zahlen sanken bei den Parkettlegern von 2022 auf 2023 um 4,4 %, bei den Bodenlegern um 0,6 %.