01.08.2024
Kerakoll: Spannender Neubeginn einer Bauchemie-Marke
Firmeninfos
Der italienische Verlegewerkstoffhersteller Kerakoll gibt einen namhaften Neuzugang bekannt: Michael Heim zeichnet seit Anfang Juni 2024 als Regional Director D/A/CH und Geschäftsführer der Kerakoll GmbH verantwortlich. Das Unternehmen produziert und vertreibt Bauprodukte aus den Bereichen Untergrundvorbereitung, Verlegung keramischer Fliesen, Naturstein, Parkett, elastischer und textiler Bodenbeläge sowie Oberflächengestaltung. Michael Heim verrät Details über den Re-Start von Kerakoll auf dem deutschsprachigen Markt.
FussbodenTechnik: Herr Heim, was reizt Sie an der neuen Aufgabe als Regional Director D/A/CH bei Kerakoll?
Michael Heim: Die Aufgabenstellung hat mich schlichtweg begeistert. Man muss wissen, dass Kerakoll anders „tickt“. Die Unternehmensgruppe ist ein „B Corp“-zertifiziertes Unternehmen. Das bedeutet, man betrachtet grundsätzlich die gesamte Wertschöpfungskette und berücksichtigt gleichermaßen die Belange von Produkten, Mitarbeitern und Nachhaltigkeit, um nur einige Aspekte zu nennen. Der strategische Blick geht deutlich weiter nach vorne als üblich. Die Idee dahinter ist, dass wir unseren Planeten besser zurücklassen, als wir ihn vorgefunden haben. Man spürt, dass Kerakoll ein Familienunternehmen ist und dass die Inhaberfamilie Sghedoni ihr Unternehmen professionalisiert und klar aufgestellt hat. Unter Führung des CEOs Marco Zini wurde eine zusätzliche Managementebene geschaffen. Seine Aufgabe ist es, die Internationalisierung voranzutreiben, nachdem viele Jahre vornehmlich in Produkte und organisches Wachstum investiert worden war.
FT: Was werden Ihre ersten Schritte mit Kerakoll sein?
Heim: Der Fokus liegt darauf, den klaren Plan unserer Organisation in Deutschland, der Schweiz und Österreich umzusetzen. Wir werden marktnahe Verkaufsregionen in Deutschland etablieren und dafür brauchen wir entsprechende Verkaufsleiter, aber im Bereich Marketing und Operations & Logistic werden wir eine klare Führungsstruktur aufbauen. Derzeit beschäftigt Kerakoll 30 Mitarbeiter in Deutschland, zwölf in der Schweiz und in Österreich sind wir mit Handelsvertretern unterwegs.
FT: Was zeichnet die Produkte von Kerakoll aus?
Heim: Kerakoll setzt auf hochwertige und optisch ansprechend Produkte. Wir wollen ein Vorreiter sein für nachhaltige und ästhetische Baulösungen. Unsere Fugenmörtel gibt es in 50 unterschiedlichen Farben, die auf die Analysen von Marktforschern und Innenraumgestaltern abgestimmt sind. Wir werben für komplette Raumkonzepte, die Besucher in unserem Designlab im italienischen Sassuolo bei Bologna erfahren können. Das ist etwas, was Kerakoll stark vom Wettbewerb abhebt. Wir werden Gespräche mit den Entscheidern des Großhandels führen, Handelspartner suchen und ihnen unsere differenzierten Konzepte vorstellen.
FT: Welche Ziele haben Sie definiert?
Heim: Wir wollen in der Region D/A/CH ein relevanter Player mit einem entsprechenden Renommee und einer treuen Kundenstruktur werden. Es gibt keine konkrete Zahl, die wir bis zum Zeitpunkt X erbringen müssen. Es ist viel wichtiger, die Region nachhaltig aufzubauen, das ist das große Ziel.
FT: Wie gewinnen Sie die bodenverlegenden Handwerker für die Kerakoll-Produkte?
Heim: Tatsächlich erstmal direkt vor Ort. Wir wollen die Bereitschaft wecken, dass der Handwerker die Produkte ausprobiert. Das Motto der Kampagne könnte heißen: „Fühle den Unterschied.“ Es geht um die Verarbeitung, die den Handwerker überzeugen wird, da die Kerakoll-Produkte qualitativ sehr hochwertig sind. Wenn wir das erreichen, überzeugen wir auch Handelspartner, die bereit sind, den gemeinsamen Weg mit uns zu gehen. Mund-zu-Mund-Propaganda ist der bessere Weg beim Neubeginn einer Marke. Wir wollen aus dem Handwerk heraus wachsen. Direktes Ansprechen, Zeigen, Fühlen und Überzeugen – damit schafft man dann die Grundlage für weiteres Wachstum.
FT: Verfügt Kerakoll über Alleinstellungsmerkmale?
Heim: Ja, da unsere Fliesenfuge Marmormehl enthält, lässt sie sich viel einfacher und reiner produzieren. Man kann mit Pigmenten ein komplett anderes Farbbild herstellen, als es üblich ist. Das Resultat ist eine hochwertige und gleichzeitig nachhaltige Fuge, denn das Marmormehl stammt aus alten Steinbrüchen. Außerdem haben wir ein spezielles Bindemittel namens Geolegante entwickelt. Das sind Metylester, die sich bei der Verarbeitung des Produkts in ein Gel verwandeln. So hat man bei der Verarbeitung der Spachtelmassen ein viel besseres Gefühl unter dem Spachtel und bekommt ein richtig gutes Ergebnis. Das sind patentierte Entwicklungen, da ist Kerakoll einzigartig.
Es gibt bei Kerakoll drei Geschäftsbereiche: Die erste Business Unit heißt „Laying“ und beinhaltet die Verlegung der keramischen Fliese sowie Fußbodentechnik und Parkett. Die zweite sind klassische Baustoffe und die dritte Business Unit sind ästhetische Produkte an der Oberfläche – wie Farben, Spachtelmassen, Putze und Fugen.
FT: Setzen Sie auf eine aggressive Preis-Politik, um Marktanteile zu erobern?
Heim: Nein, eine Preisdifferenzierung bringt uns nichts. Die etablierten deutschen Wettbewerber zeichnen sich dadurch aus, dass sie technisch argumentieren und vorwiegend auf Handwerkermarketing setzen. Zugaben wie Grills, Radios oder Sommerliegen sprechen aus unserer Sicht nicht für die Qualität eines Produktes. Wir konzentrieren uns lieber auf den kreativen, ästhetischen und werthaltigen Bereich. Einen Eindruck vermittelt unsere Webseite unter www.kerakoll.com. Neben den Handwerkern sind Architekten und Planer unsere wichtigste Zielgruppe.
FT: Gibt es weitere Wege, um die Wahrnehmung von Kerakoll zu steigern?
Heim: Ja, wir werden Kundenreisen an den Standort Sassuolo durchführen. Wir wollen zeigen, wo unsere Produkte produziert werden und wofür die Marke Kerakoll steht. Wir freuen uns darauf, unser eindrucksvolles Greenlab (Forschung & Entwicklung) und das Designlab vor Ort vorstellen zu können. Im Designlab zeigen wir attraktive Gestaltungsmöglichkeiten. Zentral dabei ist, aus Sicht der Raumgestaltung zu denken und Konzepte mit einheitlichen Materialien von Boden, Zubehör und Wand zu kreieren. Wenn die Handwerker und Planer das gesehen haben, dann werden sie schnell überzeugt sein. Zusätzlich unterhalten wir in Mailand noch ein Designstudio, das Studio Brera. Das wollen wir natürlich auch präsentieren.
FT: Spielt ein Messeauftritt in Ihren Planungen eine Rolle?
Heim: Nein, da gibt es neuere Konzepte. Ich weiß nicht, ob das jetzt noch das wirklich richtige Mittel ist. Ich kann verstehen, wenn Handelspartner Hausmessen veranstalten, um ihr Kundenklientel zu pflegen. Wenn man eine Marke aufbaut, gibt es bessere Wege – und das ist einfach der persönliche Kontakt. In unserem Geschäft geht es um Vertrauen. Das geht nur mit einem sehr qualifizierten Miteinander.
Zur Person:
Michael Heim (48) ist in der Bodenbranche bestens bekannt: Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium hatte der Fliesenlegermeister 18 Jahre lang Führungspositionen beim Verlegewerkstoffhersteller Mapei im Produkt- und Vertriebsmarketing inne. Ende September 2020 schied er dort als Vertriebsleiter Deutschland aus. Bevor er Anfang Juni 2024 zu Kerakoll kam, war er beim Baustoffunternehmen Wienerberger als Head of Indirect Sales tätig. Michael Heim verstärkt die internationale Kerakoll-Unternehmensgruppe mit den Regionaldirektoren Pau Ramia (Regionaldirektor Westeuropa), Ahzam Javed (Regionaldirektor Asien, Australien und Ozeanien) und Carl Gardner (Regionaldirektor UK, NL & Nordics). Seine Ernennung sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Internationalisierung von Kerakoll, heißt es aus der italienischen Zentrale.
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